Nach sechs gespielten Partien ist Beşiktaş unter den türkischen Top-Klubs bisher das Sorgenkind der Liga. Sportlich konnte man bisher die eigenen Erwartungen keinesfalls untermauern. Die Gründe dafür sind vielseitig. Klar ist, dass nun schnell Maßnahmen ergriffen werden müssen, um wieder in die Erfolgsspur zu finden. Eine Analyse von LIGABlatt-Redakteur Arben Hoti.
Anspruch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Nach sechs gespielten Spieltagen hinkt Beşiktaş, im Vergleich zu den beiden Erzrivalen Fenerbahçe und Galatasaray, die fast im Gleichschritt Woche für Woche ihre Spiele für sich entscheiden, den eigenen Erwartungen hinterher. Das selbst formulierte Ziel, in dieser Saison wieder um die Meisterschaft mitspielen zu wollen, haben die "Schwarzen Adler" zumindest in den ersten Partien nicht wirklich auf dem Rasen bestätigt. Letztmals schlechter in die Saison startete man am Dolmabahçe-Palast in der Saison 2019/20, als man unter der Leitung von Abdullah Avcı nur fünf Punkte aus den ersten sechs Partien erspielen konnte. Auch für Trainer Güneş persönlich ist es der schlechteste Saisonstart als BJK-Cheftrainer. In den beiden Meistersaisons 2015/2016 und 2016/2017 startete man mit 13 respektive 14 Punkten. Auch die beiden darauffolgenden Saisons verliefen mit 13 und 11 erzielten Punkten besser. Zwar liegt man mit 10 Punkten aktuell dennoch auf einen passablen sechsten Tabellenplatz. Grund für Unmut sollten die Fans dennoch allemal haben, denn sowohl sportlich als auch neben den Platz gibt es einige Baustellen, die Beşiktaş schleunigst lösen muss, um in ruhigeres Fahrwasser zu kommen.
Transfers schlagen (noch) nicht ein
Im Vergleich zu den beiden Istanbuler Rivalen Galatasaray und Fenerbahçe, hat sich Beşiktaş in der abgelaufenen Transferperiode etwas zurückhaltender verhalten. Dennoch haben auch die "Schwarzen Adler" namhafte Spieler wie Rashica, Rebić, Oxlade-Chamberlain und Zaynutdinov an den Bosporus locken können. Am stabilsten präsentiert sich bisher der Kosovare Rashica, der in der Liga nach fünf Einsätzen zwei Tore beisteuern konnte. Einen weiteren Treffer von den Neuzugängen konnte nur Oxlade-Chamberlain erzielen. Auffällig ist jedoch auch, dass die vielversprechenden Neuzugänge noch nicht auf ihre Einsatzzeiten kommen. Vor diesem Hintergrund sind die Transfers noch in der Bringschuld, und müssen sich in den kommenden Wochen beweisen, um auch bei Şenol Güneş zu punkten. Hier ist bei allen Akteuren noch viel Luft nach oben.
Keine Kontinuität in der Startformation
Dass man sich in der Anfangsphase der Saison im wahrsten Wortsinn noch in der Findungsphase befindet, ist bei den allermeisten europäischen Top-Klubs kaum vorzustellen. Letzteres lässt sich allerdings in dieser Spielzeit recht schnell bei Beşiktaş erkennen, was man auch an den Startformationen erkennt. So wählte Şenol Güneş in den ersten sechs Partien jeweils sechs verschiedene Startformationen. Verletzungsbedingt sind Wechsel in der Startelf zwar unumgänglich, dennoch merkt man der Mannschaft die Unsicherheit auf dem Platz an. Allen voran in der Defensive, wo man bisher mit vier verschiedenen Formationen an den Start ging, wirkt man alles andere als eingespielt. Ähnlich verhält es sich im Mittelfeld und auch im Sturm, wo eine Kontinuität bisher nicht zu erkennen ist. Will man wieder in die Erfolgsspur zurückfinden, muss Trainer Güneş schleunigst eine eingespielte Startelf formen. Andernfalls droht man den Anschluss an die Tabellenspitze zu verlieren und könnte sich schnell vom Meisterschaftskampf verabschieden.
Unruhen auch neben dem Platz
Wenn es auf dem Rasen nicht läuft, so ist es im Fußball nicht unüblich, dass es auch auf den Tribünen und bei den Fans schnell ungemütlich wird. Im Falle von Beşiktaş kommt hingegen hinzu, dass es schon seit einiger Zeit von der Fan-Szene heftige Kritik in Richtung der Vereinsführung um Präsident Ahmet Nur Çebi gibt. Davon nicht ausgeschlossen ist auch Şenol Güneş, der zwar mit seinen beiden gewonnenen Meisterschaften in der Vergangenheit zwar immer noch großes Ansehen im Klub hat, angesichts der ausbleibenden Resultate jedoch auch allmählich angezählt wird. Vor allem das 2:4 in Adana, das darauffolgende Pfeifkonzert der BJK-Fans sowie die Rufe in Richtung der Vereinsführung lassen für die kommenden Wochen nichts Gutes erahnen. Der einzige Weg die Fans wieder auf die eigene Seite zu bekommen, sind positive Resultate auf dem Platz. Diesbezüglich sind vor allem im kommenden Spiel gegen Konyaspor die Spieler und deren Mentalität auf dem Platz gefragt.