Der Transfer eines 19-jährigen Nachwuchskickers von Galatasaray zum türkischen Drittliga-Klub Eyüpspor sorgt für eine Grundsatzdebatte. Werden Transfers benutzt, um finanzielle Strukturen und Regelungen zu Umgehen? Ligaintern häufen sich zumindest die Zweifel und die Fans von Beşiktaş wenden sich gar direkt an die UEFA.
Für 4,2 Millionen türkische Lira (umgerechnet ca. 492.000 Euro) wechselte Erencan Yardımcı jüngst von Galatasaray zu Eyüpspor – soweit, so ungewöhnlich. Jedoch steht der Transfer des 18-jährigen Mittelstürmers mit der markanten Wuschelfrisur aus gleich mehreren Gründen besonders im Fokus: Erstens hatte Eyüpspor bis dato nie mehr als 50.000 Euro für einen Spieler bezahlt. Zweitens, weil der Youngster aus der "Löwen"-Akademie mit seinem Wechsel zu Eyüpsor prompt zum Rekordtransfer der drittklassigen 2. Lig wurde. Und drittens, weil der Transfer mehr wirtschaftliche als sportlich perspektivische Absichten umfassen soll. Der Hauptvorwurf: Galatasaray umgeht die vom türkischen Fußballverband auferlegten Transferlimits auf skandalöse Weise. Der Fall Erencan Yardımcı zeige das erneut perfide auf.
Eine Hauptrolle beim Transfer soll dabei das Verhältnis des Eyüpspor-Präsidenten Murat Özkaya zu Galatasaray spielen. Der ist nämlich nicht nur sehr wohlhabend und spendierfreudig, sondern auch noch Sponsor und Geldgeber (Sixt Rent a Car) beim türkischen Rekordmeister. Die Vermutung, Galatasaray habe den Spieler (Marktwert 100.000 Euro) über Wert verkauft, um so die Einnahmen in die Höhe zu schrauben, liegt also nahe. Nicht zuletzt der Transfer am Deadline Day von Gedson Fernandes (Leihgebühr 500.000 Euro) hat "Cim Bom" nochmal zusätzliches Geld gekostet, welches durch den Yardımcı-Verkauf gedeckt wäre.
#uefaturkishfootballcheckover in den sozialen Medien
Die aktuelle Diskussion ist dabei kein Einzelfall. Bereits in der Vergangenen sorgten Transfers wie jener von Fenerbahçes Ertuğrul Taşkıran für die vergleichsweise astronomische Summe von einer Million Euro zu Boluspor für Stirnrunzeln bei Ausstehenden – und nun wieder. Liga-Konkurrent Beşiktaş forderte den türkischen Fußballverband in einem offiziellen Schreiben dazu auf, alle Geschäfte auf wirtschaftliche und rechtliche Korrektheiten zu überprüfen. Die Fans der "Schwarzen Adler" gehen bereits einen Schritt weiter: Mit dem Hashtag #uefaturkishfootballcheckover soll über die sozialen Medien der Dachverband angesprochen und mit eingebunden werden.
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