Schafft man es, die ewigen Sticheleien und Verschwörungstheorien der Verantwortlichen im Hintergrund (und teils an der Seitenlinie) sowie die mitunter grotesken finanziellen Mauscheleien zu ignorieren, kann man festhalten, dass die Süper Lig aktuell so viel Spaß macht wie lange nicht. Die designierten Hauptdarsteller haben sich gefangen und von hinten drückt ein Totgeglaubter.

Spitzenreiter Galatasaray? 51 Punkte! Der Zweite Beşiktaş? 51 Punkte! Und auch für den Dritten im Bunde Fenerbahçe gilt: 51 Punkte und damit Ausrutschen verboten! Die drei Zugpferde der Süper Lig gehen in ungewohnter Eintracht voran und bescheren ihren Fans ebenso wie dem neutralen Zuschauer einen echten Meisterschafts-Krimi. Zwar dürfte die Stimmung im gelb-roten Lager nach zuletzt sechs Siegen in Folge (inklusive Derby) naturgemäß am besten sein, aber auch für die "Löwen" gilt: Ein Fehler und die Konkurrenz ist da. Beşiktaş befindet sich aktuell in kollektiver Glückseligkeit, da mit Cenk Tosun der "verlorene Sohn" nicht nur zurückgekehrt ist, sondern auch direkt wieder das Toreschießen aufgenommen hat. Bei den "Kanarienvögeln" war die Stimmung zumindest in der letzten Woche zwar gedrückt, die gute Özil-Performance gegen Karagümrük und das absehbare Debüt des zweiten Stareinkaufs İrfan Can Kahveci heben die Stimmung allerdings aktuell wieder.

Verletzungen sind das Zünglein an der Waage

Der türkische Nationalspieler ist allerdings auch ein gutes Beispiel für das größte Risiko der drei großen Clubs vom Bosporus: Gerade in dieser extrem fordernden Saison sind Verletzungen nicht nur wahrscheinlicher, sondern fallen sicherlich auch nochmal schwerer ins Gewicht. Das Team aus Kadıköy erlebt das gerade schmerzhaft am Beispiel Luiz Gustavo. Der Brasilianer gehört zu jenen Spielern, die man mit Fug und Recht als unersetzbar bezeichnen kann. Galatasaray hat diese Situation mit Keeper und Kapitän Muslera bereits hinter sich, muss dafür aber aktuell mit Saracchi und Elabdellaoui beide Stammaußenverteidiger ersetzen. Dazu musste auch Beşiktaş im Laufe der Saison immer wieder wichtige Säulen ersetzen.

Trabzonspor lauert

Doch nicht nur die drei Erzfeinde pushen sich aktuell. Von hinten kommt in großen Schritten ein Team, das viele in dieser Spielzeit bereits abgeschrieben hatten. Unter Abdullah Avcı hat sich Trabzonspor gefangen und ist mittlerweile seit neun Spielen ungeschlagen. Zwar mögen viele der Siege eher knapp ausfallen, für drei Punkte sind sie trotzdem gut. Noch liegt der Club von der Schwarzmeerküste zwar bei "nur" 45 Punkten, sollte ein Verein aus Istanbul allerdings ausrutschen, würde man diese Situation gerne nutzen. Auch deshalb ist die aktuelle Saison so spannend. Da ist es umso ärgerlicher, dass sich die Bosse permanent bemüßigt fühlen, eine Seifenoper aufzuführen.