Es ist länger bekannt, dass die großen Süper-Lig-Klubs über zwei Jahrzehnte hinweg kumuliert etwa eine Milliarde Euro an Schulden angehäuft haben. Der türkische Staat greift nun beherzt ein, schuldet massiv um, konsolidiert die Klubs, weil die Vereine an der schwachen Lira leiden und für horrende Zinszahlungen in Euro oder Dollar aufkommen müssen. Ansonsten sind allen voran die Istanbuler Traditionsvereine ziemlich prekär dran, praktisch zahlungsunfähig. Bis 2032 läuft das Rettungsschirm-Programm mindestens.

Per staatlicher Order greift der türkische Bankenverband "Türkiye Banklar Birliği" (TBB) in das Geschehen beherzt ein. Finanzminister Berat Albayrak ist bei den Sondierungsgesprächen höchstpersönlich präsent. Der Grund: Die Traditionsvereine Beşiktaş, Galatasaray und Fenerbahçe bitten um eilige finanzielle Lösungen, ansonsten ist das Ende in nicht so weiter ferne. Die kurzfristigen Verbindlichkeiten in Euro und Dollar sowie die zweistelligen Zinssätze machen den drei Istanbul-Klubs spürbar zu schaffen. Transferstopps, ausgesetzte Zahlungen und Zukunftsängste sind längst zur Normalität geworden. Im Prinzip sind die Vereine bankrott, doch die eingetragenen Vereine als Eigentümer genießen besonderen Status – können quasi nicht pleite gehen. Die börsennotierten Aktiengesellschaften der Klubs lehnten sich jahrelang gemütlich zurück und scheffelten Jahr für Jahr neue Schulden, die man heute nicht mehr aus Eigenmitteln fristgerecht bezahlen kann. Und nun?

3,2 Milliarden Lira Umschuldung, unterschiedliche Laufzeiten

Genau hier greift der TBB ein, schuldet massiv um und konsolidiert die Klubs sogar bis 2032. Der leidige Zinssatz wurde auf acht Prozent fixiert – also einstellig und realistisch betrachtet bezahlbar, wenn man gesund wirtschaften würde. Galatasaray hat mit dem Bankenverband vereinbart, eine Summe von 1,1 Milliarden Lira umzuschulden. Dafür haben die "Löwen" zehn Jahre Zeit. Für Beşiktaş hat man ein 1,6-Milliarden-Rettungspaket (Lira) geschnürt, zu begleichen bis 2025. Bis 2032 muss Fenerbahçe 500 bis 750 Millionen Lira abbezahlen. Der anvisierte Rettungsschirm umfasst somit ein Volumen von 3,2 Milliarden Lira (ca. 360 Mio. Euro). Das rettende Ufer jedoch ist mit dem staatlich geförderten Rettungsprogramm längst nicht erreicht.

Kommentar: Der Tag ist gerettet, nicht aber die Zukunft

Von LIGABlatt-Chefredakteur Fatih Şenel

Der Tag der Klubs ist angesichts der jüngsten Vereinbarungen mit dem Bankenverband gerettet, natürlich nur dann, wenn bis 2032 keine Verbindlichkeiten in Euro und Dollar angehäuft werden. Die langfristige Rettung liegt aber wo anders: In der Türkei müssen für den Bereich Profifußball dringend gesetzliche Reformen folgen. Aktiengesellschaften der Fußballklubs müssen genauso behandelt werden, wie es börsennotierte Fußball-AGs in Europa durchleben. Anstatt der sorglosen Klubpräsidenten sind dringend befähigte Geschäftsführer und Kontrollmechanismen zu installieren. Somit könnte man bei eklatanten Fehltritten, die seit 20 Jahren in der Süper Lig auf Kosten der Allgemeinheit gemacht werden, gegen die Verantwortlichen juristisch vorgehen. Klar ist, wer seit Jahren üppige Verträge mit Fußballern in Euro und Dollar abschließt, und die Berater völlig überzogen bereichert, darf am Ende nicht ungeschoren davonkommen.