Zwischen den 18 Klubs der Süper Lig und dem Rechteinhaber "beIN" setzt sich die Krise fort. Das Medienunternehmen aus Katar möchte die horrenden Wechselkurskosten eindämmen und die Türken zu einem großen Rabatt bewegen. Wie stehen aber die Chancen bei diesem Vorhaben? Allen voran stellen sich die Renommierklubs Beşiktaş, Galatasaray und Fenerbahçe dagegen. Eine Analyse von LIGABlatt-Chefredakteur Fatih Şenel.

Die türkische Lira hat im Vergleich zu 2016 um 50 Prozent an Wert verloren, sodass "beIN" den Wechselkurs im Kontrakt mindern möchte. Genau genommen bei 3,80 Lira halten möchte. Hintergrund dieser Forderung ist, dass sich für den Medienkonzern die 500 Millionen US-Dollar exklusive Mehrwertsteuer für die türkische Eliteliga nicht mehr lohnen sollen. Somit wollen die Lizenzhalter die Kosten mit sofortiger Wirkung eindämmen. Sprich, die Süper Lig deutlich weniger vergüten als bisher. Aktuell werden sogar fällige Zahlungen an die Klubs schlicht verweigert.

Welche Optionen gibt es, die zur Lösung beitragen?

A) Die 18 Klubs der Süper Lig akzeptieren die Rabattwünsche von "beIN" und verzichten auf mehr Geld. Somit müssten die Vereine mit erheblichen Verlusten klarkommen. Die aktuelle finanzielle Schieflage lässt diese Option allerdings erst gar nicht zu.

B) "beIN" löst den Vertrag einseitig oder im Einvernehmen auf und bezahlt Schadenersatz (265 Millionen US-Dollar), welcher daraus resultiert. Somit vergibt der TFF die Übertragungsrechte neu. "beIN" könnte erneut ein Gebot abgeben. Das 500-Millionen-Niveau wäre für die Süper Lig sicherlich nicht mehr realistisch. Ein zu erwartender Ramschpreis würde der finanziell angeschlagenen Liga noch mehr schaden.

C) Die Klubs und "beIN" handeln einen komplett neuen Kontrakt aus. Die Idee wäre, dass der Vertrag diesmal in Lira und nicht in Euro oder US-Dollar dotiert ist. Heißt, krasse Wechselkursschwankungen wären in Zukunft nicht mehr als bedrohlicher Einflussfaktor mitwirkend. Dazu müsste "beIN" den gesamten Betrag für die fünf kommenden Spielzeiten einmalig in Lira auf einem Treuhandkonto parken. In den nächsten Jahren würden die Klubs über den türkischen Verband TFF aus dem Pool ihnen zustehende Gelder in Lira abschöpfen. Ausschlaggebend hierfür wäre der einmalig herangezogene Wechselkurs zu einem festgelegten Stichtag. Die Gesamtsumme in Lira müsste "beIN" einmalig in US-Dollar oder Euro "kaufen".

33 Prozent weniger TV-Geld! Die Rechnung steht gegen die Klubs

Der Rechteinhaber verkauft die Abo-Pakete in Lira und muss aktuell 500 Millionen US-Dollar pro Saison (exklusive Mehrwertsteuer) bereitstellen. Die Erhöhung der Paketpreise könnte die Wechselkursverluste bedingt abfangen. Die rund drei Millionen Abonnenten würden zeitnah aus ihren überteuerten Verträgen aussteigen wollen. Aktuell sind 500 Millionen Dollar rund drei Milliarden Lira wert. "beIN" ist nur noch bereit, knapp zwei Milliarden Lira pro Saison für die Süper Lig zu bezahlen. Damit würden die Klubs rund 33 Prozent weniger TV-Gelder einnehmen. Da pro Abonnent eine Teuerung von über 30,56 Lira im Monat nicht umsetzbar ist, will man in Katar über die Klubs rund 1,1 Milliarden Lira pro Saison sparen. Fazit: Die Übertragungsrechte der Süper Lig bewertet man in Katar anstatt mit 500 Millionen nur noch mit 333 Millionen US-Dollar.