Die Finanzkrise bei Beşiktaş nimmt immer dunklere Züge an. Klubpräsident Ahmet Nur Çebi sieht sich nun gezwungen, die Notbremse zu ziehen und radikale Einsparungen zu tätigen. Besonders im Gehaltsbudget drohen jetzt enorme Kürzungen, beginnend bei den Vertragsverlängerungen mit Atiba, Gökhan und Caner. 

Wie Beşiktaş-Präsident Ahmet Nur Çebi auf die gestrige Verkündung des türkischen Fußballverbandes, dass die Süper Lig am 12. Juni definitiv fortgesetzt wird, reagiert hat, ist nicht überliefert. Ein kurzes Gefühl der Erleichterung dürfte sich beim 60-jährigen Geschäftsmann dennoch breit gemacht haben. Denn die Wiederaufnahme des Spielbetriebs bedeutet auch fließendes TV-Geld aus den Töpfen von "beIN". Diese fallen im Vergleich zu den Summen der Top-5-Ligen zwar noch relativ gering aus. Für die klammen türkischen Klubs – insbesondere für Beşiktaş – sind sie dennoch überlebenswichtig. Seit Jahren schreibt der Klub vom Bosporus Rote Zahlen und schlittert mit dem parallel sinkenden Verfall des türkischen Lira immer weiter in die Untiefen einer Finanz-Krise. Der Schuldenberg der "Schwarzen Adler" betrug vor wenigen Wochen fast drei Milliarden (!) Lira – weniger ist es in der Corona-Krise natürlich nicht geworden.

Den Grund für die desaströße Situation im gegenwärtigen Ausnahmezustand einer Pandemie zu suchen wäre aber auch falsch. Die Probleme sind hauptsächlich hausgemacht. Unter Çebis Vorgänger, Fikret Orman, der nachweislich für seine jahrelange Misswirtschaft kritisiert wird, machte Beşiktaş allein durch zu hohe Spielergehälter rund 300 Millionen Lira Schulden. Genau an dieser Stellschraube will Çebi jetzt ansetzen und sofort radikale Maßnahmen treffen.

250.000 Euro Fixgehalt plus Boni

Der türkischen Presse zufolge sollen künftige Arbeitsverträge nur noch mit einem geringen Fixgehalt ausgestattet werden. Zeitungen in der Türkei schreiben am Freitag von einer Summe von umgerechnet 250.000 Euro. Weitere Auszahlungen sollen ausschließlich an Bedingungen geknüpft sein, zum Beispiel in Form einer Sieges- oder Torprämie. Wie dieses Modell auf externe Spieler wirkt, die der Klub verpflichten will, ist ungewiss. Die ersten, die entscheiden müssen, ob sie die neuen Regelungen der Chefetage mittragen, sind die Spieler mit auslaufendem Vertrag. Caner Erkin, Gökhan Gönül und Routinier Atiba Hutchinson würden bei einer etwaigen Vertragsverlängerung also nur noch einen Bruchteil ihrer bisherigen Konditionen verdienen. Fraglich, ob die drei Stammspieler diesem Vorhaben zustimmen.