Das Derby zwischen Fenerbahçe und Beşiktaş wirft schon jetzt seinen riesigen Schatten. Zwar wird die Stimmung pandemiebedingt nicht mit den letzten Jahren vergleichbar sein, doch trotzdem elektrisiert das Spiel die türkischen Fans auch weit über die Stadtgrenzen Istanbuls hinaus. Der Zweite trifft auf den Siebten, doch wenn die Derbygeschichte eines zeigt, dann das hier eigene Gesetze gelten. Das LIGABlatt wirft einen Blick auf die Duelle, die das Spiel entscheiden könnten.

Spielentscheider sind dabei natürlich nicht nur die Stürmer, die vorne die Bälle versenken, sondern insbesondere auch diejenigen, die sie verhindern (sollen). Fenerbahçe hat in dieser Saison endlich einen starken Rückhalt. Der hochtalentierte Altay Bayındır profitiert merklich von der stark verbesserten Hintermannschaft der "Kanarienvögel". Neun Gegentore in neun Spielen sind zwar immer noch kein absoluter Topwert, die individuellen Fehler sind aber weit zurückgegangen und der junge Keeper hat seinem Team schon den ein oder anderen Punkt gesichert. Diese Rolle blieb seinem Gegenüber bislang verwehrt. Utku Yuvakuran musste sich damit abfinden, dass sein jüngerer Konkurrent Ersin Destanoğlu den Vorzug erhielt – zumindest bis zur schmerzhaften Niederlage gegen Gaziantep, als er nach einem übermütigen Foul die rote Karte erhielt. Nun kommt es auf Yuvakuran an, der zeigen kann und muss, dass er auch in einem Derby die Nerven behält.

Spielkontrolle in der Zentrale

Während die Zusammensetzung der jeweiligen Abwehr beide Trainer noch vor eine kleine Aufgabe stellen dürfte, können sie im Mittelfeld auf ihren Stamm zurückgreifen. Hier bleibt die Frage, welches Duo die Kontrolle über das Spiel an sich reißen kann. Für Sergen Yalçın ist die Sache eigentlich klar: Kapitän Hutchinson als Antreiber und Abräumer Josef bei seiner Rückkehr nach Kadıköy stehen bereit und sollen das Spiel der "Schwarzen Adler" lenken. Erol Bulut hätte sogar die Auswahl aus drei Spielern: Luiz Gustavo bleibt zwar gesetzt, neben ihm könnten allerdings Sosa, Tufan oder gar beide auflaufen. Der Argentinier als Regisseur und der türkische Nationalspieler als unermüdlicher Box-to-Box-Spieler bringen beide wertvolle Qualitäten mit. Gut möglich, dass der Coach daher auch beide von Beginn an bringt, um die richtige Balance aus Ballbesitzfußball und Pressing zu ermöglichen.

Die Unterschiedsspieler

In vorderster Front haben beide Trainer Auswahlmöglichkeiten. Bei Beşiktaş ruhen die Hoffnungen allerdings aktuell in erster Linie auf Cyle Larin. Der Rückkehrer hat sich schnell mit seinem neuen Einsatzort auf dem linken Flügel arrangiert und führt die interne Torschützenliste mit fünf Treffern an. Auf der anderen Seite hoffen die Fans auf Diego Perotti. Der Neuzugang aus Rom laborierte zuletzt an einem Infekt, könnte beim Derby allerdings wieder auf dem Feld stehen. Als Unterschiedsspieler, der Gegner im direkten Duell ausspielen kann, zeigte er bisher ebenso gute Ansätze wie als Elfmeterschütze. Die Tatsache, dass er seine beiden bisher verwandelten Strafstöße auch noch selbst herausholte, zeigt umso deutlicher, dass Beşiktaş gewarnt sein sollte.

Der Ausgang des Derbys ist auch in diesem Jahr völlig offen. Beide Teams zeigen noch sehr wechselhafte Leistungen, konnten zuletzt allerdings ein Erfolgserlebnis verbuchen. Beim direkten Aufeinandertreffen werden alle Spieler genau wissen, worum es geht. Am Sonntag blicken alle Augen gebannt nach Kadıköy.

Foto: Ozan Kose/AFP via Getty Images