Showdown in der Süper Lig! Nicht nur in der Türkei schauten Fußballfans gebannt nach Istanbul, Izmir und Kayseri. Am Ende wurde es noch knapper als erwartet. Ein 2:1 reichte Beşiktaş zum 16. Titel, während Galatasaray 3:1 und Fenerbahçe 2:1 gewannen. Sergen Yalçın verewigt sich als legendärer BJK-Spieler und nun als Meistertrainer in den Geschichtsbüchern.

Die Voraussetzungen waren dabei trotz der tabellarischen Nähe sehr unterschiedlich. Tabellenführer Beşiktaş hatte zwar alles in der eigenen Hand, ging allerdings mit zwei schmerzhaften Niederlagen im Gepäck ins Spiel gegen Göztepe (10.). Der Weg zum Titel: mindestens so viele Punkte wie die Verfolger holen und dabei den Torvorsprung von nur zwei Treffern halten. Sergen Yalçın wechselte zweimal und brachte Kapitän Hutchinson sowie Gökhan Töre für Uysal und Ljajić.

Das Momentum lag hingegen voll auf der Seite Galatasarays. Nach zuletzt fünf Siegen in Folge hatte Fatih Terims Team nicht nur Platz zwei erobert, sondern war eben auch bis auf zwei Tore an Spitzenreiter Beşiktaş herangerückt. Ein hoher Sieg im Heimspiel gegen Malatyaspor (15.) wäre somit also unter Umständen schon ausreichend gewesen. Die Aufstellung bot dann auch keinerlei Überraschungen: Terim setzte auf jene elf Akteure, die gegen Denizlispor erfolgreich gewesen waren.

Fenerbahçe, der Dritte im Bunde, hatte die Vorlage der Konkurrenz am letzten Spieltag nicht genutzt und ging daher nur noch mit Außenseiterchancen ins Titelrennen. Hier war die Rechnung sogar noch einfacher: ein eigener Sieg gegen Abstiegskandidat Kayserispor (17.) war Pflicht, hätte allerdings auch nur gereicht, wenn gleichzeitig beide Konkurrenten ebenfalls patzen würden. Nach dem Totalausfall gegen Sivasspor wechselte Emre Belözoğlu gleich fünfmal und brachte Rückkehrer Bayındır sowie Aziz, Sangaré, Kadıoğlu und Osayi-Samuel für Tisserand, Gönül, Özil und Kahveci.

Den ersten Aufreger gab es dann in Kayseri, als Enner Valencia sich zu einem Kopfstoß gegen Nehuén Paz hinreißen ließ. Da der Innenverteidiger nach der leichten Berührung allzu theatralisch zu Boden ging, beließ es der Schiedsrichter allerdings bei einer Gelben Karte. Für den ersten sportlichen Höhepunkt sorgten dann die "Schwarzen Adler". Ghezzal schlug eine Ecke weit in den Strafraum, fand Welinton, der auf Vida köpfte und der Innenverteidiger war ebenfalls mit dem Kopf zur Stelle und nickte unbedrängt zur frühen Führung ein (10.). Nur wenige Minuten später fiel auch der erste Treffer in Kayseri – allerdings für die Gastgeber. Erkin ließ auf rechts Parlak flanken, in der Mitte stimmte die Zuordnung nicht und so konnte Pedro Henrique den Ball an Altay vorbei einköpfen (18.). So rückte das Wunder schnell in weite Ferne. Schützenhilfe gab es dann allerdings von Göztepe. Nach einem Freistoß und einem Pfostentreffer war Öztürk zur Stelle und brachte den Abstauber über die Linie (24.). Währenddessen war Galatasaray zwar drückend überlegen, konnte die fast 80 Prozent Ballbesitz allerdings vorerst nicht in Zählbares ummünzen. Stattdessen konterte Malatyaspor, Chebake fand Kapitän Büyük und ausgerechnet der ehemalige "Löwe" schockte seine früheren Teamkollegen mit einem trockenen Rechtsschuss ins lange Eck (38.). Somit ging es mit dem alten Tabellenstand in die Pause.

Spannung bis zur letzten Sekunde

Zufrieden konnte keiner der drei Trainer mit den Darbietungen der Titelaspiranten sein. Emre brachte dementsprechend Cissé für den wirkungslosen Kadıoğlu und Terim Özbayraklı, Aktürkoğlu sowie Mohamed für Yedlin, Turan und Akbaba. Sergen Yalçın verzichtete auf Wechsel. Früchte trugen die Bemühungen zuerst bei Galatasaray: Aktürkoğlu setzte Dervişoğlu in Szene und der 21-Jährige blieb cool (52.). Währenddessen überschlugen sich in Kayseri die Ereignisse. Zuerst bewahrte Altay seine Farben vor einem noch höheren Rückstand, dann gab es auf der anderen Seite einen Elfmeter. Aziz war nach einem Freistoß im Strafraum festgehalten worden, Sosa übernahm die Verantwortung und versagte. Keeper Alemdar hatte die Ecke und hielt den schwach geschossenen Strafstoß. In Istanbul machte hingegen Galatsaray einen große Schritt in Richtung Titel. Özbayraklı passte flach in die Mitte, der Ball ging an Freund und Feind vorbei und fand schließlich Babel am hinteren Pfosten. 2:1 und die Tabellenführung (59.).

Beşiktaş war also unter Zugzwang und erhielt ebenfalls die Chance per Strafstoß. Larin war im Strafraum gefoult worden, Ghezzal trat an und verlud Eğribayat (69.). Nun war der alte Abstand wieder hergestellt und die Schwarz-Weißen konnten es eigentlich nur noch selbst vergeigen. Folgerichtig suchten sie weiterhin den Weg nach vorne, um die Führung auszubauen und zu verhindern, dass Galatasaray über die Tordifferenz aufholen würde. Auch Fenerbahçe warf alles nach vorne, blieb allerdings weitestgehend ungefährlich und hätte hinten beinahe das 0:2 gefangen. Erkin rettete allerdings auf der Linie. In Istanbul rückte Gästekeeper Ertaç Özbir in den Fokus, der einige gute Chancen vereiteln konnte.

Derweil wurde in Kayseri der VAR bemüht, nachdem Tufan von Behich im Strafraum getroffen worden war. Während der folgenden Diskussionen erhielt Kapitän İlhan Parlak seine zweite Gelbe Karte. Valencia ließ sich jedoch nicht beirren und traf zum Ausgleich. Auch in Istanbul wurde erneut gejubelt: Çağlayan stellte auf 3:1 und minimierte dadurch den Abstand auf nur noch ein Tor (90.+3). Auf der anderen Seite vergab Eskihellaç freistehend, dann war das Spiel vorbei. Beşiktaş brachte das 2:1 über die Zeit und holte sich so den Titel mit nur einem Tor Unterschied. Aziz brachte die "Kanarienvögel" mit einer Bogenlampe zum finalen 2:1 (90.+9), das für die Tabelle allerdings keine Auswirkungen mehr hatte.