Im Zuge einer kurzfristen Kaderänderung bei der türkischen Nationalmannschaft ist Semih Kılıçsoy als einer von zwei Akteuren in die U21-Mannschaft überstellt worden. Während Türkei-Trainer Vinzenco Montella die Entscheidung verteidigte und auf Einsatzminuten verwies, betitelt Beşiktaş die Rückversetzung seines Shootingstars als handfesten Skandal. 

"Stellen Sie sich vor, Sie leiten einen Arbeitsplatz, stellen mittags jemanden ein, geben Ihnen die Hand und entlassen ihn drei Stunden später ohne Angabe von Gründen", bemüht sich Mete Vardar um einen passenden Alltagsvergleich. Der Vizepräsident der Schwarzen Adler unterstreicht am Donnerstagabend mit einem Statement nochmal, was Beşiktaş von der Verordnung Kılıçsoys in die türkische U21-Nationalmannschaft hält: nichts. "Im sportlichen Sinne gibt es dafür keine Entschuldigung. Er ist ein Spieler, der im Mittelpunkt steht, der 15 Spiele in der Startelf stand und einen direkten Einfluss auf 12 bis 13 Tore hatte", begründet Vardar die vermeintliche Skandalentscheidung.

Montella argumentiert: "Dort mehr Möglichkeiten zu spielen."

Anstatt in zwei Testspielen im Hinblick auf die Europameisterschaft im Sommer gegen Ungarn und Österreich geht es für Kılıçsoy nun also am Freitag in einem Testspiel in Istanbul gegen Georgien und am darauffolgenden Dienstag in der U21-EM-Qualifikation auswärts gegen Italien. Neben dem BJK-Stürmer ereilt übrigens das gleiche Schicksal Verteidiger Ahmetcan Kaplan von Ajax Amsterdam. Auf Nachfrage erklärt Türkei-Trainer Vincenzo Montella, dass er den Unmut über die Entscheidung nicht verstehen könne, diese vielmehr auch im Sinne der Spieler getroffen wurde: "Dass sie in die U-Mannschaft geschickt wurden, sollte eher positiv aufgenommen werden. Dort werden sie mehr Möglichkeiten haben zu spielen als hier", argumentiert Montella im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz vor dem Ungarn-Spiel am Freitag.

Zuvor bekundete auch Beşiktaş-Vereinsfunktionär Feyyaz Uçar, mit der Verbandsentscheidung alles andere als einverstanden zu sein: "Zuerst wollte ich die Nachricht nicht glauben, dann fehlten mir die Worte, um mein Erstaunen auszudrücken. Ändert sich denn nie etwas im nationalen Fußball? Ich bedauere, sagen zu müssen, dass sich die Trainer ändern, dass sich der Vorstand ändert, aber die Mentalität ändert sich nicht. Wir haben das in unserer Zeit erlebt, wir wissen es. Es ändert sich nichts. Mit einem Wort, es ist ein Skandal."