Am frühen Samstagabend empfing Beşiktaş den kleinen Stadtrivalen Kasımpaşa im heimischen Vodafone Park. In einer hitzigen Partie konnten die vor dem Spiel favorisierten Hausherren einen verdienten 2:1 Erfolg einfahren und so wichtige Punkte im Kampf um die europäischen Plätze sammeln. Für die Gäste wiederum muss der Blick nun unweigerlich nach unten gehen, denn die Abstiegszone ist nur noch wenige Zähler entfernt.

Die Gastgeber traten zunächst in einem 4-2-3-1-System mit hängender Spitze an, während sich die Gäste am zuletzt gegen Alanyaspor erfolgreichen 3-4-3, bzw. 4-1-4-1 orientierten. Bei Beşiktaş gab es personell dabei zwei Änderungen: Außenverteidiger Rosier, der zuletzt noch beim 1:0 Erfolg gegen Adana Demirspor ran durfte, wurde an diesem Abend durch Bingöl ersetzt. Dieser spielte in der Abwehrkette zunächst links, was bedeutete, dass Masuaku auf die rechte Seite auswich. Im Mittelfeld spielte Beşiktaş mit Redmond anstelle des angeschlagenen Souza, was auch eine offensivere Grundausrichtung bedeutete.

Die Gäste änderten ihre Aufstellung im Vergleich zum vorherigen Spiel auf zwei Positionen: Der Bosnier Graovac ersetzte Serbest und anstelle von Valentin Eysseric spielte an diesem Abend der Belgier Mickaël Tırpan.

Kontrollierter Beginn für die Gastgeber

Erwartungsgemäß begannen die Gastgeber druckvoll und rissen das Spielgeschehen an sich. Phasenweise konnten die Mannen von Cheftrainer Şenol Güneş knapp 80 Prozent Ballbesitz vorweisen, ohne sich dabei allerdings irgendetwas Zählbares herauszuarbeiten. In den ersten zehn Minuten konnten sich die Gastgeber nicht viel mehr als ein paar Ecken erkämpfen, vorm Tor blieb man allerdings harmlos. Nichts desto trotz schien die Marschrichtung klar: Mit Härte nach vorne! Die Gäste spitzelten den Beşiktaş-Spielern zwar immer wider den Ball von Fuß, was diese aber nicht so einfach auf sich sitzen ließen und mit physischer Härte antworteten. So vielen zwar einige Fouls, unfair wurde das Spiel aber nicht.

Nach einer knappen Viertelstunde änderte sich die Statik im Spiel allerdings etwas: Die Gäste spielten nun mutiger und kamen sogar einige Male in den gegnerischen Strafraum. Beşiktaş hatte mit dem Offensivdrang der Gäste zwar so seine Schwierigkeiten, wirklich gefährlich wurde es aber auch hier nicht, nicht zuletzt, da es den Kasımpaşa-Spielern an der nötigen Präzision fehlte. Von einer guten Chance durch Beşiktaş-Mann Redmond (21.) abgesehen, dessen Schuss aber zu zentral kam und so ohne größere Schwierigkeiten von Kasımpaşa-Schlussmann Taskiran abgewehrt werden konnte, gab es in den ersten 25 Minuten kaum Aufreger.

Beşiktaş mit 2:0 Führung in die Pause 

Das Spiel gewann unvermittelt an Fahrt, als der Beşiktaş-Angreifer Cenk Tosun, der seine Aufgabe als linker Flügel, bzw. hängende Spitze sehr frei interpretierte, sich in den Rücken der gegnerischen Abwehr schlich und den von Salih Uçan klasse in den Strafraum gespielten Steilpass am Torwart vorbei ins Gäste-Tor bugsierte. Für die Gäste kam es gleich doppelt bitter, da direkt im Anschluss Rechtsverteidiger Florent Hadergjonaj verletzungsbedingt ausgewechselt werden musste. Für ihn kam der Deutsche Ahment Engin ins Spiel. Das Tor und die Verletzung verfehlten indes ihre Wirkung nicht: Die Gastgeber spielten nun weniger hektisch, während die Spieler von Kasımpaşa die vorherige Geduld abging und sie nun mit einigen Fouls die allgemeine Gangart der Partie merklich anzogen. In der 33. Minute sahen infolge dessen gleich zwei Gäste-Spieler (Fall und Hajradinović) die gelbe Karte.

Insgesamt wurde das Spiel nun attraktiver: Die Gastgeber spielten nach der eigenen Führung nun befreiter, während die Gäste nicht länger den passiven Part in der Partie einnehmen konnten. Bei ihren Offensivbemühungen machte Kasımpaşa hinten aber zunehmend auf, worauf die Beşiktaş-Stürmer Tosun und Weghorst spekulierten. So kam es auch nicht wirklich überraschend, dass Wout Weghorst in der 6. Spielminute der Nachspielzeit von Halbzeit eins, nach einem sauber ausgespielten Konter der Gastgeber den Ball von links im Strafraum am Gäste-Torwart vorbei ins Tor einschob. Taskiran war zwar noch dran, aber nicht ausreichend genug, sodass Kasımpaşa Nummer eins hier etwas unglücklich aussah. Mit einer verdienten 2:0 Führung der Gastgeber ging es dann für beide Mannschaften in die Halbzeitpause.

Kasımpaşa mit zwei Wechseln zur Pause

Gäste-Trainer Selçuk İnan merkte, dass der eigene Spielplan nicht aufgegangen war und musste dementsprechend einige Dinge verändern. Folgerichtig wechselte er mit Raoul Petretta und Bersant Celina für Yasin Özcan und Haris Hajradinović zwar weitestgehend positionsgetreu, in der allgemeinen Ausrichtung aber dennoch offensivere Alternativen ein. Nun sollte also aktiver und mit offenerem Visier gespielt werden. Bei den Gastgebern, die bis dato ein gutes Heimspiel zeigten, sah Chef-Coach Şenol Güneş wiederum sah zu diesem Zeitpunkt keinen Grund für irgendwelche personellen Neuerungen, weshalb er seine Mannschaft genauso wieder rausschickte, wie sie in die Pause gegangen war.

Insgesamt begann die zweite Hälfte unspektakulär. Chancen waren Mangelware und das meiste spielte sich im Mittelfeld ab, wo beide Teams einander in Zweikämpfe verwickelten. Um seiner Truppe wieder etwas mehr Elan zu geben, wechselte Beşiktaş-Trainer Güneş in der 63. Spielminute ebenfalls doppelt schickte zur offensiven Belebung Jackson Muleka für den insgesamt unauffälligen Georges-Kévin Nkoudou auf den Platz, während er zusätzlich noch zur defensiven Absicherung Atiba Hutchinson für den starken Torschützen zum 1:0 Cenk Tosun brachte.

Ex-Duisburger Engin mit dem Anschlusstreffer

Auch wenn die Gastgeber noch immer weitestgehend das Spielgeschehen kontrollierten, gaben sich die Kasımpaşa-Kicker nicht auf und drückten immer mehr nach vorne. Die Halbzeitansprache von Coach İnan war also nicht völlig wirkungslos geblieben. Seine Jungs störten die Beşiktaş-Spieler nun früher und energischer und fingen bereits in der gegnerischen Hälfte an die jeweils ballführenden Spieler zu doppeln. Aus solch einer Situation ergab es sich dann, dass die Gäste nach fairem Einsteigen den Ball eroberten und der bereits in der ersten Hälfte eingewechselte Ex-Duisburger Ahmet Engin die butterweiche Flanke von Rechtsaußen Mamadou Fall perfekt per Kopf nahm und von der Strafraumkante den an Beşiktaş-Torwart Günok vorbei ins Tor der Gastgeber nickte. Ein richtig schöner Treffer!

Trotz des Gegentors änderte sich am Spielverlauf in den nächsten Minuten nicht viel; im Gegenteil, nun machten die Gastgeber wieder Druck. Auch wenn der Gegentreffer für den einen oder anderen Beşiktaş-Spieler überraschend gekommen sein mag, reichte dieser nicht aus, die Heimmannschaft nachhaltig aus dem Konzept zu bringen, denn diese drängten nun ihrerseits auf das dritte Tor und damit auf die Vorentscheidung. Der zuvor eingewechselte Jackson Muleka wirkte hier als belebendes Element der Heimoffensive, machte viel Alarm und hatte selbst einige Chancen, die aber nicht vom Erfolg gekrönt waren. Die Gäste wurden gegen Ende hin zwar wieder spielbestimmender, doch die Abwehrreihen der Heimmannschaft blieben stabil, sodass Kasımpaşa nur noch selten wirklich gefährlich wurde. So passierte letztlich nicht mehr viel und Beşiktaş konnte sich über einen verdienten 2:1 Sieg über Kasımpaşa freuen.