Am Sonntagabend war es mal wieder Derbyzeit in der Süper Lig und Beşiktaş war bei Başakşehir FK zu Gast. Beim 2:0 Erfolg bei Başakşehir zeigten die Gäste eine zwar überschaubare Leistung, gewinnen konnte man trotzdem. Für die Gäste galt offenbar der altbekannte Spruch: "Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss."

Gästetrainer Şenol Güneş vertraute seiner Mannschaft und schickte die exakt gleiche Startelf auf den Platz, die schon am vergangenen Spieltag Ankaragücü hatte schlagen können. Başakşehir hingegen wollte nach der 0:1 Niederlage bei Alanyaspor einen frischen Wind reinbringen und stellte gleich auf fünf Positionen um. Anstelle von Şahiner, Özcan, Karzev, Okaka und Gürler, spielten nun Özbayraklı, Aleksić, Januzaj, Szysz und Figueiredo.

Vincent Aboubakar mit der Gästeführung

In den ersten Minuten war Başakşehir die tonangebende Mannschaft und Beşiktaş nahm den eher abwartenden Part ein. Nach etwa 12 Spielminuten entschied man sich dann dafür, auch mitzuspielen und es dauerte dann auch nicht lange, bis etwas Zählbares dabei herumkam. Salih Uçan spielte in der 15. Spielminute einen gut getimten eröffnenden Ball auf Aboubakar, der sich dafür nach halbrechts hatte fallenlassen. Mit Dynamik und einer geschickten Körpertäuschung stieß dieser in den gegnerischen Strafraum vor, wo er eiskalt am rechten Fuß des Torwarts vorbei zur Führung für die Gäste einschob. Nach dem Führungstreffer gingen die Gäste wieder in den abwartenden Modus über, überließen den Gegnern den Ball und warteten auf Fehler. Das eher passive Spiel der "Schwarzen Adler" schien dabei die klare Vorgabe von Trainer Şenol Güneş zu sein.

Januzaj fliegt wegen gefährlichen Spiels vom Platz

Es wirkte doch etwas überraschend, wie viel Raum die Schwarz-Weißen den Gastgebern zugestanden. Gerade über deren linken Seite, über Aleksić und Szysz, kamen diese immer wieder zu Abschlüssen, während die Beşiktaş-Verteidigung große Schwierigkeiten hatte, hinterherzukommen. Başakşehir spielte gut und kam dem Ausgleich, der mittlerweile verdient gewesen wäre, immer näher, bis Adnan Januzaj in der 34. Spielminute die Beherrschung verlor: Der Belgier zog von rechts nach innen an der Strafraumkante entlang, dabei versprang ihm der Ball etwas und er selbst rutschte aus. Anstatt nun zu versuchen, den eigenen Fall zu bremsen, raste der 28-Jährige mit gestreckten Beinen und offenen Sohlen voraus in Gedson Fernandes hinein. Nach einer kurzen Absprache mit dem VAR gab der Schiedsrichter wegen grob fahrlässigen Spiels die Rote Karte. Hätte Januzaj zurückgezogen, hätte er wohl nicht einmal den Gelben Karton gesehen. So erwies er seiner bis dato gut spielenden Mannschaft einen Bärendienst.

Interessanterweise blieben die Gastgeber auch nach diesem Rückschlag weiterhin die spielbestimmende Mannschaft, während Beşiktaş nach wie vor eher auf Fehler der Gegenseite spekulierte, anstatt selbst einen kreierenden Anspruch zu erheben. Letztlich war es eine Partie, die sehr von Fouls und Zweikämpfen geprägt war, weshalb auch Beşiktaş‘ Sanuç in der 40. Spielminute verletzungsbedingt ausgewechselt und durch Saïss ersetzt werden musste. Insgesamt passierte in der ersten Hälfte aber nicht mehr viel, weshalb es mit einer schmeichelhaften 1:0 Führung für die Gäste in die Pause ging.

Masuaku baut Beşiktaş-Führung aus 

Die zweite Halbzeit begann ähnlich der ersten. Die Gastgeber versuchten wieder den aktiven Part zu geben, während die Gäste zunächst abwarten. Ab der 50. Spielminute gab es dann eine kurze Druckphase der "Schwarzen Adler" und schon stand’s 0:2. Nathan Redmond konnte auf der rechten Seite an der Mittellinie den Ball behaupten, überließ den dann den vorstoßenden Onur Bulut, der über die Zwischenstation Aboubakar den Ball dann auf die andere Seite verlagerte, wo der ebenfalls aufgerückte Linksverteidiger Arthur Masuaku viel zu viel Platz hatte – das Fehlen Januzajs war hier deutlich zu sehen -, weshalb er in den Strafraum vordringen und dann aus etwa 14 Metern Torentfernung einfach mal abziehen und den Ball aus Keeper-Sicht unten links im Kasten unterbringen konnte.

Auch wenn der zweite Gegentreffer durchaus Wirkung zeigte, bewies Başakşehir insgesamt große Moral und versuchte trotz der schwierigen Lage, weiterhin nach vorne zu spielen und die Spielkontrolle zu übernehmen. Beşiktaş, das inzwischen merklich besser spielte, konnte es sich nun auch tatsächlich leisten, abzuwarten. Immerhin führte man mit zwei Toren und war ein Mann mehr. Unnötiges Risiko wollte man dabei vermeiden. Dabei sollte auch die Verteidigungsleistung der Gäste-Abwehrspieler nicht heruntergeredet werden, denn insgesamt hielt man trotz des Gegnerdrucks den Laden stabil zusammen. Die Gastgeber versuchten zwar viel, letztlich fehlte ihnen sowohl das letzte Maß an Genauigkeit als auch das entscheidende Quäntchen Glück, um das Ruder noch einmal herumzureißen. Damit endete das Spiel 0:2 und Beşiktaş konnte im Kampf um Europa ein wichtiges Zeichen setzen – obgleich es sich mit den eigenen Leistungen auf dem Rasen nicht immer deckte. Am kommenden Sonnabend empfängt Beşiktaş Istanbulspor, während Başakşehir am Sonntag bei Karagümrük gefordert ist.