Nachdem sich der FC Bayern eine kleine Schwächephase erlaubt hat, sind die Münchner wieder zu ihrer Gala-Form zurückgekehrt und verbreiten Angst und Schrecken in Europa. In erster Linie, weil der Angriff fulminant auftritt. Dass dahinter jedoch ein Mann steht, der mit seinem Comeback in der Defensive alle überrascht hat, wird schnell einmal vergessen.

Vor ziemlich genau einem Jahr riss sich Niklas Süle beim 2:2 der Bayern in Augsburg das Kreuzband. Eine lange Leidenszeit liegt hinter ihm, fast schon dankbar müsste er dem Corona-Virus sein, dass es ihm doch noch ein erfolgreiches Saisonfinale auf dem Platz beschert hat. Sein Auftritt im Finale der Champions League, als Jérome Boateng früh ausgewechselt werden musste, liegt mittlerweile zwei Monate zurück. Seit diesem Moment hat Süle Tag täglich an sich und seiner Fitness gearbeitet und steht heute dort, wo er vor einem Jahr kurzzeitig verschwinden musste: An der Spitze der internationalen Verteidiger. Dass sein Weg zurück so reibungslos verlaufen würde, war nicht unbedingt abzusehen gewesen.

Muss Boateng weichen?

Jérome Boateng und David Alaba waren als Duo, das mit starken Leistungen auffiel, eigentlich gesetzt. Süle aber zeigt Spiel für Spiel, dass er seinen Platz zurückhaben möchte. Vor einigen Tagen gewannen die Bayern mit 4:0 gegen Atlético. Mit Luis Suárez und João Félix liefen bei den Spaniern Topstars im Angriff auf, doch bei Niklas Süle waren sie nahezu komplett abgemeldet. Er verleiht dem Spiel der Münchner eine unglaubliche Robustheit, dennoch leistet er sich kaum Fouls und ist zu starken Pässen in der Lage. Bis zu seinem Kreuzbandriss hatte er sich zu einem der absoluten Top-Verteidiger entwickelt, nun knüpft er nahtlos daran an. Ob Jérome Boateng das gefällt? Vermutlich nicht immer, doch mit den Leistungen, die Süle aktuell zeigt, hätte es wohl jeder internationale Konkurrent ebenso schwer.

Foto: Alexander Hassenstein/Getty Images