Zwar hat Fenerbahçe am Deadline Day keinen Weltstar wie Falcao an Land gezogen, mit Luiz Gustavo kam allerdings ein erfahrener und technisch starker Neuzugang für die Position neben Kapitän Emre. Während der Rückkehrer gesetzt ist, wird der Platz neben ihm hart umkämpft sein. Eine Analyse von LIGABlatt-Redakteur Benjamin Bruns.

Emre Belözoğlu hat sich nach drei Spieltagen bereits als echter Volltreffer erwiesen. Der mittlerweile 38-jährige ist auf und neben dem Platz ein absoluter Führungsspieler, der stets das Tempo bestimmt und das Spiel der "Kanarienvögel" klug leitet. Neben dem Strategen durfte sich zu Beginn der Saison mit Ozan Tufan ein weiterer Rückkehrer versuchen, der gegen den – zugegeben heillos überforderten – Aufsteiger aus Gaziantep eine ansprechende Leistung zeigte. Seit dem zweiten Spieltag vertrat Tufan dann den verletzten Rechtsverteidiger Maurizio Isla und wird diesen Job wohl auch nach der Länderspielpause zunächst noch weiter ausführen müssen. Tolga Ciğerci übernahm den vakanten Posten auf der Sechs und interpretierte diese Rolle ähnlich wie sein Vorgänger, als klassischer Box-to-Box-Spieler. Das Ergebnis nach zwei Spielen: eine Vorlage (zum Ausgleichstreffer gegen Başakşehir), überzeugende Laufwerte und einige zu hastig vergebene Chancen. Alles in allem dürfte Ersun Yanal mit dieser Rollenverteilung zufrieden gewesen zu sein. Jetzt allerdings werden die Karten neu gemischt.

Sieben Spieler für eine Position

Mit Luiz Gustavo wurde ein erfahrener – und fürstlich entlohnter – Topspieler von Olympique Marseille nach Kadıköy geholt, der sicher nicht für die Bank vorgesehen ist. Der 32-jährige, den es 2017 nach Stationen in Hoffenheim, München und Wolfsburg an die Côte d’Azur gezogen hatte, kann zwar auch in der Innenverteidigung spielen, dürfte aber in erster Linie als der "Mann für’s Grobe" neben Emre eingeplant sein. Gustavo ist ein kompromissloser Abräumer, der seinen Vorderleuten den Rücken freihält, gleichzeitig aber auch technisch stark genug für den ein oder anderen klugen Pass im Spielaufbau ist. Emre und Gustavo könnten eine starke Doppelsechs bilden. Das sind gute Nachrichten für alle „Sarı Kanaryalar“ und weniger gute für gleich eine Handvoll zentraler Mittelfeldspieler. Neben den bereits genannten Ozan Tufan und Tolga Ciğerci hoffen auch Tolgay Arslan, Mehmet Ekici und Miha Zajc auf Spielzeiten und sehen sich nun mit einem weiteren Konkurrenten konfrontiert. Auch Gustavos Landsmann Jaílson ist eigentlich ein Sechser, der zu Beginn der Saison lediglich in der Viererkette aushelfen musste. Zwar hat er seine Sache dort im Großen und Ganzen ordentlich gemacht, wird sich nun aber auch dem Konkurrenzkampf mit Neuzugang Adil Rami und dem wiedergenesenen Serdar Aziz stellen müssen. Ausgang offen, auch wenn der Brasilianer aktuell noch die Nase vorn haben dürfte.

Kampf um die Startelf schon entschieden?

Ersun Yanal steht jedenfalls vor einem Luxusproblem. Im Normalfall wird kein Weg an dem erfahrenen Duo Belözoğlu/Gustavo vorbeiführen. Arslan und Ekici, dem zum Ende der Transferphase bereits Wechselgedanken in Richtung des Stadtrivalen Beşiktaş nachgesagt wurden, sind derzeit außen vor. Ozan Tufan wird zumindest bis Ende des Monats noch rechts hinten benötigt, während Jaílson sich noch berechtigte Hoffnungen auf einen Startelfplatz in der Verteidigung machen kann. Die restlichen Spieler werden vermutlich nur durch Einwechslungen auf ihre Spielzeiten kommen. Gerade Emre, der Oldie des Teams, kann nicht mehr jedes Spiel über die volle Distanz bestreiten. Einen gleichwertigen Ersatz für den Spielmacher gibt es allerdings bei all den Mittelfeldspielern nicht.