Es ist ein Problem mit Ansage: nachdem Galatasaray in der gerade vergangenen Wechselperiode keinen weiteren defensiven Mittelfeldspieler verpflichten konnte, droht nun bereits am fünften Spieltag ein Engpass auf der vielleicht wichtigsten Position im modernen Fußball. Fatih Terim wird sich etwas einfallen lassen müssen.

Alanyaspor thront nach einigen überzeugenden Auftritten an der Spitze der Tabelle. Insbesondere Zehner Bakasetas überzeugt ebenso wie in der letzten Saison als Denker und Lenker seines Teams. Um die Kreise des Spielmachers zu stören, benötigt es einen starken Abräumer, der vor der Abwehr eingreifen kann und so Zuspiele auf die Außenpositionen oder das Sturmzentrum verhindert. Das Problem: einen solchen Spieler sucht man aktuell bei Galatasaray vergeblich. Über Wochen und Monate wurden verschiedene in- und ausländische Sechser mit dem Rekordmeister in Verbindung gebracht, nachdem Mario Lemina und Jean Seri nach ihren Leihen zurück nach England gekehrt waren. Es kam nur Oghenekaro Etebo von Stoke City, dazu wurde Taylan Antalyalı stärker eingebunden. Ausgerechnet gegen den stark gestarteten Spitzenreiter droht nun aber das Worst-Case-Szenario, denn beide Sechser könnten ausfallen. Alternativen bietet der Kader kaum.

Keine echte Alternative

Schon jetzt setzt Fatih Terim auf ein 4-1-4-1, um dem Engpass im zentralen Mittelfeld Herr zu werden. So kommen auf den Verbindungsspieler zwischen Defensive und Offensive allerdings auch schwierige Aufgaben zu. Bei gegnerischem Ballbesitz soll er den Weg über die Mitte versperren, bei eigenen Angriffen wiederum initiiert er die Vorstöße, setzt die Außen ein oder trägt den Ball selbst nach vorne. Sollten die beiden nominellen Kandidaten nicht rechtzeitig fit werden, benötigt Terim einen Plan C. Ryan Donk könnte die Lösung sein. Der Niederländer kennt die Position und kommt in der starken Viererkette aktuell nicht zum Zug. Während Donk für defensive Sicherheit steht, lässt sein Spiel nach vorne allerdings ebenso zu wünschen übrig, wie seine Spritzigkeit. Bliebe Ömer Bayram. Der Allrounder wird in der aktuellen Saison nur sporadisch berücksichtigt und fühlt sich in der Offensive deutlich wohler. Im Spiel nach vorne wäre er also eine vielversprechende Wahl, defensiv hat er allerdings Schwächen. Betrachtet man also die Stärken und Schwächen der beiden Kandidaten, wäre es eigentlich logisch, beide aufzustellen. Donk als Absicherung und Bayram als Antreiber. Das würde allerdings nicht nur einen Systemwechsel mit sich bringen, der eine Offensivkraft auf die Bank befördert, sondern plötzlich auch zwei Bankdrücker in die Startelf bringen, von denen Terim offenkundig nicht vollständig überzeugt ist. Eine vertrackte Situation für den Trainer, der weiter hoffen wird, dass wenigstens einer seiner gelernten Sechser bis zum Montag wettkampffähig wird.