Türkei gegen Gibraltar: einen fußballerischen Leckerbissen oder ein spannendes Spiel verspricht diese Ansetzung nun nicht wirklich. Gegen den 198. der FIFA-Weltrangliste muss und wird wohl ein klarer Sieg herausspringen. Für Stefan Kuntz stellt sich aber gerade deswegen umso mehr die Frage nach dem Personal.

Das Hauptziel sind drei Punkte und ein paar Treffer für das Torverhältnis. So weit, so klar. Gleichzeitig dürfte der Nationaltrainer allerdings auch bereits weiterdenken. Das immens wichtige Spiel gegen Montenegro am Dienstag wirft seine Schatten voraus und Kuntz hat insgesamt nur sehr wenig Zeit mit seiner Mannschaft. Die Frage, die er sich deswegen stellen wird, dürfte in etwa so lauten: nutzt man die Partie gegen den Fußballzwerg, um eine Stammelf weiter einzuspielen und Automatismen zu trainieren oder gibt man den Spielern aus der zweiten Reihe die Möglichkeit, sich für kommende Aufgaben aufzudrängen? Die Entscheidung wurde dem Trainer allerdings zumindest zum Teil bereits abgenommen. Wie der Türkische Fußballverband bekannt gab, musst Cengiz Ünder verletzungsbedingt bereits wieder seine Koffer packen und wird beide Spiele verpassen. Auch sein potentieller Vertreter Abdülkadir Ömür musste mit dem Training aussetzen und fügt seiner schier unendlichen Verletzungshistorie ein weiteres Kapitel hinzu.

Ersatzkräfte drängen auf Chance

Der Kader gibt dennoch aktuell noch genug Alternativen für die offensiven Flügel her. Während Kerem Aktürkoğlu auf links im Normalfall gesetzt bleibt, könnte sein Teamkollege Barış Yılmaz auf der anderen Seite sein Debüt geben. Alternativen wären mit Halil Dervişoğlu ein weiterer Gala-Akteur oder der erfahrene Kenan Karaman. Auch Ozan Tufan, der zuletzt nur noch auf der Bank Platz fand, hat die Position auf dem rechten Flügel bereits bekleidet. Weicht Kuntz gegen den maximal defensiven Gegner von seinem bevorzugten 4-1-4-1 ab, wäre auch eine Doppelspitze mit Burak Yılmaz und Serdar Dursun denkbar.

Gut vorstellbar ist grundsätzlich, dass Kuntz einen Mittelweg wählt, bei dem die Stammkräfte sich einspielen können und dann im weiteren Verlauf frische Joker Werbung für sich machen. Ein souveräner Auftritt und das daraus resultierende Erfolgserlebnis sind jedenfalls unbedingt nötig, um mit Rückenwind gegen Montenegro antreten zu können.