Beinahe schon traditionell gesellt sich zu den drei großen Vereinen aus Istanbul ein vierter Herausforderer, der die Topklubs ärgert. Beinahe ebenso traditionell geht es bei Trabzonspor dabei auf und ab. Gut zu sehen war das in der letzten Spielzeit, als man nach einem durchwachsenen Beginn die Zügel anziehen und bis auf den vierten Rang klettern konnte. Auch in der kommenden Saison ist wieder alles drin.

Dieses Mal ist allerdings Trainer Abdullah Avcı von Beginn an dabei und kann auch bei der Kaderzusammenstellung ein Wörtchen mitreden. Aktuell hat er dabei sogar einen Überfluss an hoffnungsvollen Spielern, so dass es zunächst darum gehen wird, jene Akteure auszusortieren, die nicht in das Konzept passen und gleichzeitig mit geringen finanziellen Mitteln potentielle Stammkräfte zu locken. Viermal hat das bisher bereits funktioniert und wollte man den bisherigen Transfers ein gemeinsames Prädikat verleihen, so wäre wohl "Erfahrung" eine gute Wahl. Marek Hamšík (33) und Gervinho (34) können wohl bei allem gebotenen Respekt als "Altstars" bezeichnet werden, die nun zeigen wollen, dass sie nicht an die Schwarzmeerküste gewechselt sind, um ihre beeindruckenden Karrieren ausklingen zu lassen. Kritiker würden diese Transfers sicherlich als "typisch türkisch" bezeichnen, da beide Spieler allerdings ablösefrei kamen, könnten sie sich auch noch als Coups erweisen. Der Brasilianer Bruno Peres (31) und Bengali-Fodé Koita (30) sollen die Problemstellen rechts hinten bzw. ganz vorne schließen. Auch sie kommen zum Nulltarif.

Stars könnten gehen

Trotzdem sind die Transferplanungen noch längst nicht abgeschlossen. Ein Linksverteidiger wird in jedem Fall benötigt und der Rest hängt davon ab, welche Spieler sich noch verabschieden. Nicht nur Leihrückkehrer und Akteure ohne reele Einsatzchancen stehen im Schaufenster – auch das Tafelsilber könnte abgegeben werden. Das betrifft natürlich vor allem Kapitän und Topstar Uğurcan Çakır. Der 25-Jährige gilt eigentlich als ausgemachter Wechselkandidat und auch die Verantwortlichen haben bereits mehrfach durchklingen lassen, dass ein lukrativer Transfer zu einem Verein in Europa in ihrem Sinne wäre. Obwohl oder weil Çakır allerdings als Stammtorwart zur EM fuhr, dort mit dem gesamten Team unterging und selbst auch das ein oder andere Mal patzte, ist das Interesse aus den Topligen allerdings ein wenig abgeklungen. Dass der junge Keeper viel Potential hat, ist dabei unbestritten. Die hohe Ablösesumme in Verbindung mit schwankenden Leistungen macht ihn aktuell allerdings zu einer Wette, die nur sehr wenige Vereine eingehen können. Dazu kommt, dass auch andere Torhüter, wie zum Beispiel Bürki, Pavlenka, Strakosha oder Vaclík, wohl für weniger zu haben wären und gleichzeitig noch mehr Erfahrung mitbringen.

So lange allerdings die Zukunft Çakırs und einiger anderer potentieller Stammspieler nicht geklärt ist, muss man bei Trabzonspor weiter zweigleisig planen. Das macht den Klub von der Schwarzmeerküste einmal mehr zu einer Wundertüte.