Vor dem ersten der beiden abschließenden WM-Qualifikationsspiele gegen Gibraltar am Samstag hat Türkei-Trainer Stefan Kuntz mit der Presse gesprochen. Die immer wieder kehrende Mentalitätsdebatte hat er dabei nicht verschwiegen, die Kader-Nominierung mit gleich zwei Härtefallen einleuchtend argumentiert. 

Die Mentalitätsfrage hat Stefan Kuntz seiner Mannschaft im Rahmen eines Pressegesprächs vor den beiden letzten WM-Qualifikationsspielen gar nicht erst gestellt; er hat sie direkt beantwortet: "Ja, ich glaube die Mannschaft hatte ein Mentalitätsproblem und fehlendes Selbstvertrauen", gab der deutsche Türkei-Trainer unverblümt zu: "Daran haben wir aber hart gearbeitet, wir haben den Teamgeist gestärkt und gegen Lettland haben wir einen wichtigen Erfolg dafür errungen." Der emotionale Last-Last-Minute-Sieg gegen die Kicker aus dem Baltikum hat überhaupt erst dafür gesorgt, dass die Türkei um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft im kommenden Jahr spielen darf und soll jetzt als Mutmacher für die anstehenden beiden Endspiele dienen.

Am Samstag geht es zunächst gegen Gibraltar – ein Gegner, der eigentlich nicht nicht zu schlagen ist, vor dem Stefan Kuntz aber dennoch obligatorisch warnt: "Unser aller erstes Ziel muss es erstmal sein, das Spiel zu gewinnen, danach können wir auf die Tore gehen."

Schon bei seinen ersten Einsätzen als neuer Nationalcoach ist der 58-jährige Kuntz mit klaren und vor allem realistischen Aussagen aufgefallen, durchaus ungewohnt für die oft träumwandlerische Türkei. So erklärt Kuntz auch vor der aktuellen Abstellungsperiode einleuchtend, warum lediglich 23 statt zuvor 26 Spieler berufen wurden: "Im Oktober habe ich so viele Spieler wie möglich berufen, weil ich neu war und jeden gerne sehen wollte. Jetzt finde ich, 20 Spieler und drei Torhüter ist die optimale Kadergröße." Nicht im Kader gegen Gibraltar und anschließend gegen Montenegro sind Irfan Can Kahveci und Yusuf Yazıcı. Beim Mittelfeldmann von Fenerbahçe sei die Entscheidung nach Rücksprache mit Vitor Pereira gefallen, beim Offensivmann von Lille ist es schlicht leistungsbedingt. Beide – so Stefan Kuntz – sollen die Länderspielpause nutzen, um bei ihren Klubs wieder in Tritt zu kommen. Für eine etwaige WM seien sie dann ohnehin eingeplant.