Rund eine Woche vor dem Start der Europameisterschaft nimmt das LIGABlatt die türkische Nationalmannschaft genau unter die Lupe und nimmt einen Kadercheck vor. Im vierten und letzten Teil der Mini-Serie wird ein Blick auf den Angriff geworfen, wo Burak Yılmaz im Sturmzentrum praktisch den Alleinunterhalter gibt. Hinter Cengiz Ünder liegt eine ernüchternde Leicester-Zeit, euphorisierter dürfte Kenan Karaman ins Turnier gehen. 

Denkt man an einen türkischer Stürmer, dürfte wohl nahezu jedem als erstes Burak Yılmaz in den Sinn kommen. Der 35-jährige Angreifer zog die Aufmerksamkeit durch seine Leistungen beim OSC Lille, die schlussendlich im Gewinn des Meistertitels gipfelten dermaßen auf sich, dass er vor der Europameisterschaft DAS Aushängeschild der türkischen Nationalmannschaft verkörpert. Seine selbst beim neuen Ligue-1-Champion unangefochtene Rolle lässt freilich auch innerhalb der Güneş-Elf keine Zweifel aufkommen: Burak Yılmaz ist der Kapitän, klar gesetzt, droht jedoch auch der Alleinunterhalter in der Offensive zu werden.

Wegweiser für Cengiz Ünder – Fragezeichen bei Enes Ünal

Cengiz Ünder, mit 23 Jahren einer ganz anderen Generation als Altmeister Burak zuzuordnen, wird bei der Europameisterschaft den Beweis erbringen müssen, künftig nicht als ewiges Talent abgestempelt zu werden. Die Voraussetzungen für den "Ündertaker" vor dem Turnier ist eher mäßig. Das Leihkapitel Leicester City ging voll daneben, in der Rückrunde stand der Rechtsaußen oft nicht mal im Kader der "Foxes". Zumindest eingespielter wird Kenan Karaman in die EM gehen. Trainer Şenol Güneş hat offensichtlich einen Faible für den variablen Angreifer von Fortuna Düsseldorf, der in diesem Sommer in die Süper Lig wechseln konnte. Bei allen elf Kader-Nominierungen stand der in Stuttgart geborene Türke auch auf dem Feld – diesen Wert kann sonst nur Yusuf Yazıcı, Buraks kongenialer Lille-Partner, aufweisen.

Während den beiden Galatasaray-Youngsters Halil Dervişoğlu und Kerem Aktürkoğlu nicht mehr als eine Reservistenrolle mit nur bedingt vielen Einsatzminuten zuzurechnen ist, scheiden sich an Enes Ünal weiter die Geister. Der Angreifer hat eine erneut mehr als durchwachsene Spielzeit hinter sich, nur selten konnte der 24-Jährige im Trikot von Getafe überzeugen. Bei der Nationalmannschaft war und ist Enes Ünal aber stets omnipräsent, zumindest auf dem Aufstellungsbogen von Şenol Güneş. Auch bei der EM darf sich der polarisierende Angreifer Startelfchancen ausrechnen – auch, wenn das bei Fans und Experten immer weniger nachvollziehbar ist.

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