Es schien, als würde der Titel der Süper Lig zum ersten Mal seit zehn Jahren Istanbul verlassen. Nun ist es wahrscheinlicher als je zuvor, dass er doch am Bosporus bleibt. Für Beşiktaş, Fenerbahçe und Titelverteidiger Galatasaray ist das allerdings überhaupt kein Grund zum Jubeln.

Nachdem sich Galatasaray durch eine Niederlage und ein Unentschieden in Kombination mit großen Verletzungssorgen wahrscheinlich aus dem Titelrennen verabschiedet hat, ging der Blick an die Schwarzmeerküste. Trabzonspor spielt trotz namhafter Abgänge und der langen Verletzung von Shootingstar Abdülkadir Ömür eine hervorragende Saison. Nach dem Finaleinzug gegen Erzfeind Fenerbahçe im Pokal schien sogar alles bereit für das Double. Diese Hoffnungen haben nun einen empfindlichen Dämpfer erhalten. In der fünften Minute der Nachspielzeit sorgte Anastasios Bakasetas dafür, dass die Karten im Meisterrennen neu gemischt werden. 2:2 nach zweimaliger Führung hieß es am Ende für Trabzon gegen Alanyaspor. Dazu verlor man Hosseini durch rot und Uğurcan Çakır durch eine Verletzung. Doch das Schlimmste ist der Blick auf die Tabelle: Trabzonspor ist nur noch Zweiter und hat zwei Punkte Rückstand auf den Spitzenreiter.

Mit Beständigkeit an die Spitze

Und der heißt plötzlich Başakşehir. Man hat manchmal das Gefühl, dass das Team Okan Buruks von Fans und Medien gleichermaßen beinahe vergessen wird. Trabzonspor oder Galatasaray hieß lange für viele die große Frage. Dabei hat der ungeliebte Stadtteilverein aus Istanbul seit dem 0:2 gegen Fenerbahçe Ende Januar nicht mehr verloren und auch diese Niederlage war erst die dritte in der gesamten Saison. Das Team um Nationaltorwart Mert Günok, Topscorer Edin Višća (zehn Tore, zwölf Vorlagen) und die türkischen Nationalspieler İrfan Can Kahveci und Kapitän Mahmut Tekdemir besticht durch Beständigkeit. Im Schatten der Publikumsmagneten Trabzonspor und Galatasaray sowie der Underdogs Sivasspor und Alanyaspor sammelte man beharrlich seine Punkte und vermied weitestgehend Ausrutscher. Auf ebensolche wird man nun aber in Trabzon hoffen. Beide Teams müssen noch gegen das ersatzgeschwächte Galatasaray antreten, ansonsten geht es gegen Teams aus Mittelfeld und Keller der Tabelle. Die Chancen, dass der Titel in Istanbul bleibt, sind dementsprechend groß. Spätestens dann würde auch Başakşehir ins Rampenlicht rücken.