Zeit für die Abrechnung: Das LIGABlatt knöpft sich den türkischen Nationalmannschaftskader vor und gibt zu jedem Spieler eine Einschätzung zur Turnierleistung bei der zurückliegenden EM. Einzig Verteidiger Mert Müldür, der gegen die Schweiz eine engagierte Leistung zeigte, holt sich im Endzeugnis dabei keine versetzungsgefährdete Note ab. 

Tor

Uğurcan Cakır (Note 4)
Vor dem Turnier setzte er sich gegen den von vielen Fans und Experten eher favorisierte Altay als Nummer eins durch. Im Italien-Spiel leistete er sich einen folgenschweren Fehlpass, ansonsten relativ solide, aufgrund der oft unterirdischen Leistung seiner Vorderleute aber auch oft im Blickpunkt.

Abwehr

Zeki Çelik (Note 5)
Seine meisterliche Form vom OSC Lille konnte der Rechtsverteidiger zu keiner Zeit zeigen. Besonders gegen die Schweiz mit enormen Tempo-Defiziten, konnte mit einigermaßen passablen Stellungsspiel noch Schadensbegrenzung betreiben.

Çağlar Söyüncü (Note 5)
Auch der Abwehrboss war ein Schatten seiner Selbst. Çağlar wirkte oft ungewohnt unsicher, kam selten richtig in die Zweikämpfe und konnte auch vor dem gegnerischen Tor keine Gefahr erzeugen.

Merih Demiral (Note 6)
Sein Eigentor in der 53. Minute des Eröffnungsspiel leitete das türkische EM-Versagen ein, wenngleich der Treffer zum 0:1 für Italien extrem unglücklich war für den Juve-Verteidiger. Vor allem im Aufbauspiel aus der eigenen Kette ließ Merih aber jegliches internationales Format vermissen.

Mert Müldür (Note 3)
Der Lichtblick in der türkischen Defensive. Gegen Italien noch auf der Bank zeigte Mert gegen Wales und insbesondere gegen die Schweiz eine engagierte Leistung, versuchte auch nach vorne Impulse zu setzen – mit mehreren Distanzschüssen letztlich glücklos.

Kaan Ayhan (Note 5)
Nach dem Italien-Fiasko wurde der bei Sassuolo nur noch als Teilzeitkraft eingeplante Kaan gefordert, er kam, spielte aber auch nur marginal besser als Merih. Katastrophale Zuordnung beim ersten Wales-Gegentreffer, als ihm Ramsey im Rücken komplett davonlief.

Umut Meraş (Note 5)
Gegen Italien reihte er sich nahtlos ins Kollektivversagen ein, verletzte sich dann gegen Wales, sodass die EM für ihn persönlich gar noch eine Tage vor den Mannschaftskollegen vorbei war.

Mittelfeld

Okay Yokuşlu (Note 6)
Die Rolle als Staubsauger, Ballfresser und Zweikampf-Monster ging ihm teils völlig ab, stampfte dem Spielgerät oft nur hinter her. Im Aufbau oft nur mit dem Querpass, selten mal mit längen, aber ungenauen Bällen auf Stürmer Burak.

Ozan Tufan (Note 5)
Der Fenerbahçe-Mann wirkte gegen die oft athletischeren Gegenspieler behäbig, hatte zwar ein gepflegtes Kurzpassspiel, ließ aber oft jeglichen Zug nach vorne vermissen. Immerhin gabs keinen Haar-Streichler vor einem Gegentor wie bei der EM 2016.

Hakan Çalhanoğlu (Note 5)
Phasenweise – wirklich ziemlich selten – ließ der mittlerweile zu Inter Mailand gewechselte Spielmacher seine Klasse aufblitzen. Meist aber total unsichtbar, verpasste es damit auch, sich endlich als Leader zu beweisen.

Irfan Can Kahveci (Note 5)
Nur im finalen Gruppenspiel gegen die Schweiz in der Startelf, fiel dabei spielerisch kaum weiter auf. Lediglich sein schöner Treffer – das einzige Turniertor der Türkei – zum Anschlusstreffer sorgte für kurzweilige Hoffnung.

Angriff 

Yusuf Yazıcı (Note 6)
Völlig antriebslos und meist auch orientierungslos im halb-offensiven Raum unterwegs. Konnte sich mit Sturm-Kollege Burak überhaupt nicht verständigen, ließ jegliche Automatismen und Leichtigkeit vermissen.

Cengiz Ünder (Note 5)
Der Ündertaker war stets bemüht, aber auch ihm wollte schlicht nichts gelingen. Seine Dribblings waren oft zu vorhersehbar, Schüsse zu überhastet. Insgesamt war ihm die Leicester-Leihe mit kaum Einsätzen in der Rückrunde anzumerken.

Kenan Karaman (Note 5) 
Für den scheidenden Stürmer von Zweitligist Fortuna Düsseldorf war die EM vielleicht eine Nummer zu groß, wirkte – gerade gegen Italien – überfordert.

Burak Yılmaz (Note 6)
Vielleicht die größte Enttäuschung im türkischen Team, denn vom "Kral" hatte man sich nach einer sensationellen Saison mit Lille mehr erhofft. Der Stürmer-Oldie war bei der gegnerischen Abwehr stets abgemeldet. Hatte einzig gegen Wales eine Großchance – die er fahrlässig liegen ließ.

Spieler ohne Einsatz bzw. mit nur geringen Einsatzminuten, was eine Bewertung nicht rechtfertigen würde: 

Tor
Altay Bayındır
Mert Günok

Abwehr
Ozan Kabak
Ridvan Yılmaz

Mittelfeld
Orkun Kokçü
Abdülkadir Ömür
Taylan Antalyali
Dorukhan Toköz

Angriff
Enes Ünal
Kerem Aktürkoğlu
Halil Dervişoğlu