Eine turbulente Saison geht zu Ende und auch auf den Trainer-Posten ging es einmal mehr richtig zur Sache. Mit 34 Trainer-Wechseln ist die Süper Lig mal wieder der europäischen Konkurrenz enteilt – eine traurige Tatsache, die keinen Fan mehr wundern sollte.     

Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr im europäischen Fußball, dass Trainer in der Süper Lig, wie wohl in kaum einer anderen Liga in Europa, zu Freiwild verkommen. Auch in dieser Saison haben die Verantwortlichen nahezu aller Vereine im türkischen Oberhaus kräftig zugeschlagen und fleißig Trainer wie am Fließband entlassen. Dass man als Trainer in der Türkei keinen leichten Stand hat und gegen viele Widrigkeiten ankämpfen muss, dürfte mittlerweile bekannt sein. Dennoch ist die steigende Tendenz der Trainer-Entlassungen als besorgniserregend einzustufen. Die Gründe für die Entlassungen sind vielfältig, häufig gar nicht wirklich zu erklären, geschweige denn nachzuvollziehen. In den meisten Fällen lässt sich allerdings eine Ursache eindeutig identifizieren: Den meisten türkischen Vereinen mangelt es an einer professionellen sowie langfristig orientierten Vereinsführung mit einer klaren Philosophie, weshalb auch oft Entscheidungen getroffen werden, die in vielen europäischen Vereinen unvorstellbar wären und bei den Anhängern folglich für Unmut sorgen. 

Sechs (!) Trainer bei Erzurumspor  

Mit sechs Trainern führt Erzurumspor die traurige Statistik der Süper Lig mit großem Abstand an, konnte allerdings den Abstieg letzten Endes dadurch auch nicht mehr verhindern. Kontinuität und eine klare Philosophie, die den diesjährigen Double-Sieger Beşiktaş auszeichneten, scheinen in diesen Vereinen nicht an der Tagesordnung zu stehen. Neben der Erfolgslosigkeit, die den nach kurzfristigem Erfolg strebenden Vereinsbossen ein Dorn im Auge ist, hatte die turbulente Süper-Lig-Saison jedoch auch die ein oder andere kuriose Trainer-Entlassung zu bieten. Ein gutes Beispiel ist die Entlassung von Marius Sumudica, der mit Gaziantep eine starke Saison spielte, aber nach Spannungen mit dem Vorstand dennoch seinen Posten räumen musste. Wie der Fall zeigt, ist manchmal nicht mal der Erfolg der Mannschaft entscheidend, sondern persönliche Konflikte zwischen den Vereinsbossen und Trainern führen zu Entlassungen, die in einem professionellen Umfeld undenkbar wären.

Im europäischen Vergleich hat die Süper Lig klar die Nase vorn. Die Bundesliga mit 14 (davon 4 bei Schalke), die Premier League mit vier, die Serie A mit sieben und La Liga mit sieben kommen gemeinsam auf weniger Trainer-Wechsel als die Süper Lig! An der traurigen Statistik wird sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft wenig ändern. Man kann mittlerweile durchaus konstatieren, dass die zahlreichen Trainer-Wechsel zu einer chronischen Krankheit des türkischen Fußballs verkommen sind, die die leidenschaftlichen türkischen Fußball-Fans leider noch lange begleiten wird.