Das zweite EM-Gruppenspiel am Mittwochabend gegen Wales ist für die Türkei bereits ein vorgezogenes Endspiel. Nach dem enttäuschenden Auftakt gegen Italien sind beim "Heimspiel" in Baku einige personelle Veränderungen von Trainer Şenol Güneş zu erwarten.

Nein, dieses zweite Gruppenspiel gegen Wales wird ausnahmsweise nicht von den Medien aufgebauscht. Die Bezeichnung des vorgezogenen Endspiels geht auf Trainer Şenol Güneş zurück, der diese Worte am Dienstag auf der Pressekonferenz bewusst gewählt haben dürfte. Es war nämlich nicht die Niederlage im Auftaktspiel gegen Italien an sich, die in den letzten Tagen für Ernüchterung, aber auch großen Ärger sorgte, es war die Art und Weiße. Die sich so oft über einen starken Charakter definierende "Milli Takım" agierte gegen die hoch überlegene Squadra Azzura ängstlich, ohne Risiko und Mut.

Gegen Wales verspricht Güneş nun "ein anderes Gesicht", eine Leistung, die die "wahre Türkei" zeigen wird. Sehr wahrscheinlich wird der erfahrene Trainer dabei einige Änderungen vornehmen. In der Verteidigung drängt sich Kaan Ayhan für den gegen Italien sehr unglücklich agierenden Merih Demiral auf. Im offensiven Mittelfeld könnte Cengiz Ünder Yusuf Yazıcı ersetzen. Auszuschließen ist auch nicht, dass Güneş von der zunächst gewählten 4-1-4-1-Formation wieder abrückt, um dann möglicherweise offensiver spielen zu lassen.

32.000 Fans in Baku – negative Bilanz gegen Wales

Zu einem nicht unbedeutenden Faktor könnte indes der Standort Baku werden, wo am Mittwoch um 18:00 Uhr deutscher Zeit angepfiffen wird. 32.000 Fans werden dort im Olympiastadion erwartet, ein Großteil wird dabei mit den Halbmond-Sternen verbunden sein. Eine ganz andere Kulisse also im Vergleich zum Spiel im Römer Olimpico, wo sich lediglich rund 2500 türkische Anhänger ins weite Rund verirrten.

Gegner Wales hat am ersten Spieltag der Gruppenphase 1:1-Unentschieden gegen die Schweiz gespielt, dabei erst spät ausgleichen können. Die Mannschaft um Superstar Gareth Bale wird einen Sieg also ebenso gut gebrauchen können wie die Türkei. Das bis dato letzte Aufeinandertreffen liegt fast ein Vierteljahrhundert zurück, war damals aber ein echtes Spektakel – 1997 ein 6:4 in der WM-Qualifikation zu Gunsten der Türken. Bei insgesamt sieben Duellen spricht die Bilanz auch insgesamt für den UK-Staat (vier Siege). Im "Endspiel" am Mittwoch wird die Türkei dann gewinnen müssen – ansonsten dürfte der EM-Traum vorzeitig geplatzt sein.