Auch, wenn es die Dortmunder Spieler nicht wahrhaben wollen: Schon nach sechs Spieltagen deutet sich eine kleine Krise beim Vizemeister an. Zwar liegt man nur drei Punkte hinter der Tabellenspitze, doch die Zechen stehen klar auf Abwärtstrend. Weshalb hinkt man den eigenen Ansprüchen aktuell hinterher?

1. Der fehlende unbedingte Wille

Keine Frage, spielerisch überzeugt der BVB. Sowohl in der Bundesliga als auch gegen Barcelona beim 0:0 zeigte man großartige Kombinationen und verzückte mit schönen Pässen. Aber: Zum Sieg reichte es in den letzten drei Spielen nie. Den Dortmundern fehlt der Biss, die drei Punkte unbedingt noch mitnehmen zu wollen.

2. Ziehen nicht alle am selben Strang?

Die Stimmung in der Mannschaft scheint gut. Trotzdem fiel nach dem 2:2 gegen Bremen auf: Spieler und Trainer scheinen gedanklich verschiedener Auffassung zu sein. Marco Reus analysierte, dass sein BVB eine schwache zweite Hälfte gespielt hab. Trainer Lucien Favre dagegen zeigte sich zufrieden. Bürki bemängelte ebenfalls die Spielweise und sagte: "Wir spielen nicht wie Männer." Auch mit dieser Aussage konnte Favre nichts anfangen.

3. Ist Favre der richtige Trainer?

Taktisch ist Favre über jeden Zweifel erhaben. Vielen fehlt beim Schweizer aber die Emotion. Zwar könnte Favre eine Mannschaft wunderbar auf-, jedoch nicht immer einstellen. Er könne sein Team nicht mitreißen und so dafür sorgen, dass der Funke überspringt. Braucht der BVB einen Trainer, der Jürgen Klopp ähnlicher ist?

4. Gereizte Stimmung

Marco Reus platzte nach dem 2:2 bei Eintracht Frankfurt der Kragen, als er auf eine mögliche fehlende Mentalität angesprochen wurde. Liegen die Nerven schon nach wenigen Spieltagen blank? Der Kapitän reagierte ungewöhnlich dünnhäutig. Geht den Dortmundern die Ruhe etwas flöten? Um wieder in die Spur zu finden, muss die Gelassenheit zurückkommen.

5. Zu forsche Saisonwünsche?

Die Dortmunder gingen offensiv mit ihren Saisonzielen um und sagten: JA, wir wollen Meister werden! War diese forsche Ansage ein Fehler? Ist die Mannschaft noch nicht gefestigt genug, um mit dem Druck umgehen zu können? Fakt ist: Wer sich selbst zum Meisterschaftsaspiranten erklärt, muss damit rechnen, dass jede kleine Unsicherheit genauestens beobachtet wird.  Hätte man weiterhin beim Saisonziel Champions League bleiben sollen?

Noch ist Dortmund nicht in der Krise. Kann man aber in den kommenden Wochen nicht überzeugen, droht eine schwierige sportliche Situation. In den nächsten Spielen wird sich zeigen, wie die Mannschaft mit dem medialen Druck umgeht. Erst im Winter wird deutlich werden, ob der Dortmunder Wunsch nach dem Titel realistisch ist.

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