Das Coronavirus lässt ernsthafte Zweifel aufkommen, ob die aktuelle Saison zu Ende gespielt werden kann. Weil die Zukunft ungewiss ist, geht der Blick zurück. In der neuen Mini-Serie thematisiert das LIGABlatt positive wie negative Highlights der Top-Teams der Süper Lig der laufenden Saison. Heute: Fenerbahçe.

Max Kruse, Vedat Muriqi, Emre Belözoğlu – diese Namen stimmten im vergangenen Sommer allen Fenerbahçe-Fans frohes Mutes, dass die folgende Saison eine erfolgreiche werden würde. Nach der Horror-Spielzeit 2018/19, in der die "Kanarienvögel" lange im Abstiegskeller um den Klassenerhalt kämpften, sehnte man sich in Kadıköy nach der Rückkehr zu alter Stärke. Und der Start verlief auch verheißungsvoll: Mit 5:0 wurde Aufsteiger Gaziantep aus dem eigenen Stadion geschossen und Fenerbahçe übernahm die Tabellenführung – allerdings zum ersten und bis dato letzten Mal. Relativ schnell zeigte sich, dass die Mannschaft von Trainer Ersun Yanal vor allem auswärts gegen tief stehende Gegner keine Lösung fand und die teils hanebüchen agierende Abwehr auf einfachste Weise ausgekontert wurde. Niederlagen gegen die Kellerkinder Kayseri und Antalyaspor oder Ankaragücü zeugen davon. Beim Gastauftritt in Konya gelang den Gelb-Marineblauen gegen acht gegnerische Feldspieler über 90 Minuten kein einziger Schuss auf das Tor. Nur selten gelangen dagegen echte Achtungserfolge wie in den beiden Spielen gegen Vizemeister Başakşehir zu Beginn der Halbserien. Muriqis Tore, der sich so ins Rampenlicht europäischer Top-Klubs ballerte, ließen Fenerbahçe zur Winterpause dennoch an das hoch gesteckte Ziel Meisterschaft glauben.

Abwärtsspirale bis zum Derby-Gau: Ersun Yanal muss gehen

Mit Beginn der Rückrunde wich der Glaube purer Ernüchterung. Nach dem 2:0-Sieg über Başakşehir am 19. Spieltag lief nichts mehr zusammen. Stattdessen verwickelten sich allen voran die Vereinsbosse in Streitereien mit den Schiedsrichtern und dem TFF. Die Einsprüche gegen die Ergebniswertung aus den Partien gegen Alanya und Sivas sind dabei nur ein Teil des oft öffentlich ausgetragenen Zwists. Fenerbahçe gewann wochenlang kein einziges Spiel, bis der Super-Gau im Derby gegen Galatasatay auch Trainer Ersun Yanal den Kopf kostete. 14 Monate nachdem der 58-Jährige Fenerbahçe im Dezember 2018 auf einem Abstiegsplatz übernommen hat, musste er wieder gehen. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht. In der Liga hechelt man der Konkurrenz auf Platz sieben vergebens hinterher. Auch das Erreichen des internationalen Geschäfts dürfte bei gleichbleibender Leistung ein Ding der Unmöglichkeit werden. Die einzige Chance auf einen Titel besteht noch im Pokal, wo das Rückspiel gegen Liga-Primus Trabzon noch wartet.