Nachdem Fenerbahçe am Samstag Ankaragücü ebenso knapp wie letztlich verdient mit 2:1 geschlagen hatte, gab es einige Spieler, über die geredet wurde: Siegtorschütze Vedat Muriqi, Vorlagengeber Max Kruse oder natürlich Kapitän Emre, der trotz Verletzung eingewechselt wurde. Über den Mann für die "Drecksarbeit" laß man wenig. Das dürfte sich aber bald ändern.

Natürlich ist es noch früh in der Saison, aber bisher kann man den Transferaktivitäten Fenerbahçes ein insgesamt gutes Zeugnis ausstellen. Muriqi und Kruse beleben die Offensive merklich, Deniz Türüç und Garry Rodrigues bieten mehr Optionen in der Breite, Zanka ist die Konstante in der Innenverteidigung und Rückkehrer Emre Belözoğlu entpuppte sich direkt mit Saisonbeginn nicht ganz unerwartet als Herz der Mannschaft. Luiz Gustavo stieß erst am letzten Tag des Transferfensters zu den Gelb-Blauen, aber deutete vor allem gegen den Hauptstadtclub an, warum er ein Königstransfer werden könnte.

Eine natürliche Autorität

Der Brasilianer übernahm in Abwesenheit Emres von Beginn an die Regie. Meist ließ er sich tief zwischen die Innenverteidiger fallen, um das Spiel von hinten aufzuziehen, wodurch er in Zusammenarbeit mit Max Kruse den ein oder anderen gefährlichen Spielzug innitiierte. Als Schnittstelle zwischen Defensive und Offensive drückte er dem Spiel seinen Stempel auf, positionierte seine Nebenleute und wusch ihnen das ein ums andere Mal den Kopf, wenn ihm ihre Arbeitseinstellung zu lasch wirkte. Der vierzigfache Nationalspieler ist ein natürlicher Leader, der in Wolfsburg, Marseille und der Seleção (zeitweise) das Kapitänsamt innehatte. Seinen Führungsanspruch untermauert er dabei mit Taten. Mehrere Male grätschte der 32-Jährige am Samstag gegnerische Spieler ab und leitete den direkten Gegenangriff ein. Er zeigte sich wach und passsicher und stabilisierte das Mittelfeld merklich. In dieser Form gibt es in Kadıköy einen weiteren Anführer, der das neu zusammengestellte Team anleiten kann, wenn Emre eine Pause benötigt. Zur Wahrheit gehört auch, dass Gustavo und sein Kapitän sich unmittelbar nach dessen Einwechslung zunächst ein paarmal auf den Füßen standen. Sollten es die beiden Alphatiere aber schaffen, wie im späteren Verlauf der Partie zusammenzuspielen, können sich die Fenerbahçe-Fans auf eine Mittelfeldzentrale freuen, die mit allen Wassern gewaschen ist.