Nach der erneuten emotionalen Aufholjagd gegen Stade Rennes ist die Stimmungslage in Kadıköy sehr ambivalent. Freut man sich über die Rückkehr, ärgert man sich über die Gegentore oder hadert man sogar mit dem verpassten Sieg?

All diese Emotionen haben durchaus ihre Berechtigung. Die "Kanarienvögel" waren eigentlich über die gesamte Zeit spielbestimmend, mussten in den ersten 45 Minuten allerdings dennoch dreimal den Ball wieder zur Mittellinie tragen. Das bietet durchaus Grund zur Sorge. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmte insbesondere in der ersten halben Stunde überhaupt nicht. Durch ungenaue Abspiele kamen die Franzosen immer wieder zu Torchancen, die sie auch äußerst effektiv nutzten. Neben den drei regulären Toren gab es zusätzlich einen weiteren Treffer nach Abseitsstellung. Gerade die besagten Abspielfehler zeigten eine weitere Problematik auf: Wenn einige Leistungsträger nicht im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, schwimmt die gesamte Mannschaft. Gegen Rennes betraf das vor allem Abwehrboss Szalai und Achter Crespo, die zuletzt überragend gespielt hatten, gegen Rennes aber fahrig agierten. Vor allem der Ungar reißt aktuell ein heftiges Pensum ab und könnte eine Pause dringend gebrauchen. Das Problem ist, dass es keinen Ersatz für den Stammspieler gibt. Gegen Rennes verletzte sich nun auch noch Gustavo Henrique und so wird es in der Verteidigung sehr dünn.

Positive Eindrücke überwiegen

Am Sonntag gegen Istanbulspor könnte das zu einem Problem werden. Dass auch ein Sieg möglich gewesen wäre, wird ebenfalls für Verstimmung sorgen. Hätte man sich klüger angestellt und am Ende die eigenen Chancen genutzt, wäre selbst eine noch größere Aufholjagd möglich gewesen. Auch das wird Jorge Jesus sicherlich thematisieren, im Fokus sollte aber dennoch das Positive stehen. Einen 0:3-Rückstand zu egalisieren ist eine beeindruckende Leistung und spricht für die Mentalität der Mannschaft. Fenerbahçe hat gezeigt, dass einiges möglich ist. Nun ist allerdings der Coach gefragt, um den richtigen Spielern Pausen zu beschaffen und so einen Einbruch zu verhindern.