Neuer Trainer, neues System, neue Abläufe: bei Fenerbahçe bleibt mal wieder kein Stein auf dem anderen, wobei dieses Mal zumindest nicht wieder der gesamte Kader ausgetauscht wird. Ausgerechnet in der Zentrale hat Vítor Pereira die Qual der Wahl. Eine klare Tendenz ist allerdings zu erkennen.

Das zentrale Mittelfeld ist bei fast jeder Taktik das Herzstück einer Mannschaft. Hier wird das Tempo bestimmt und die Balance zwischen Abwehr und Angriff hergestellt. Das gilt umso mehr bei einem 3-4-3, wie es Feners neuer Coach installieren möchte. Da es hier in der Regel nur zwei Akteure gibt, die die Mitte durchgehend besetzen, ist eine gute Mischung umso wichtiger. Die Aufgaben als Techniker, Ballschlepper, Spielmacher und Abräumer müssen durch die beiden Männer in der Mitte abgedeckt sein. Während die Auswahl auf einigen anderen Positionen noch dünn ist, herrscht im Mittelfeld eigentlich ein Überangebot. Gustavo, Tufan, Sosa, Pelkas, Özil, Yandaş und Kahveci haben sich bereits in der letzten Saison um die Plätze gestritten, Zajc und Gümüskaya sind nach ihren Leihen neu dazugekommen. Pereira hat direkt damit begonnen auszusortieren. Hier ging es allerdings nicht darum, die vorhandenen Spieler wegzuschicken, sondern sie vielmehr auf andere Positionen aufzuteilen. Gustavo wird wohl vornehmlich als zentraler Part in der defensiven Dreierreihe eingeplant, Özil, Pelkas, Kahveci und Gümüskaya rücken auf die offensiven Flügelpositionen. Damit bleiben Tufan, Sosa, Yandaş und – etwas unerwartet – Miha Zajc. Der Slowene spielte bereits in der letzten Saison in Genua und galt auch in dieser Spielzeit als Wechselkandidat. Nun hat er allerdings durch mutige und technisch saubere Auftritte überzeugt und könnte eventuell doch bleiben.

Sosa und Tufan im Vorteil

Die wahrscheinlichsten Startelfkandidaten sind allerdings andere. Zieht man die bisherigen Testspiele zu Rate dürften José Sosa und Ozan Tufan aktuell die Nase vorn haben. Auch beim ungefährdeten 4:0 gegen Gençlerbirliği standen die beiden in der Startelf. Die Kombination ist durchaus erfolgsversprechend. Sosa gilt an guten Tagen als gewiefter Stratege, der das Spiel lenken und mit klugen Pässen beschleunigen kann. Tufan ist hingegen der klassische Box-to-Box-Spieler, der sich für keinen Weg zu schade ist, hinten im Zweifelsfall dazwischenhaut und vorne für Torgefahr sorgt. Sollte Pereira auf dieses Duo setzen, würde dann der Rest um die beiden ausgewählt werden. Hier wird es Härtefälle geben, denn wenn man sich die obere Auflistung anguckt, handelt es sich dabei beinahe ausschließlich um Spieler mit Stammplatzambitionen. Wenn jetzt das Herz also feststehen sollte, geht die Arbeit erst richtig los.

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