Nach der Derby-Niederlage gegen Galatasaray haben türkische Medien den sofortigen Rücktritt von Fenerbahçe-Trainer Ersun Yanal verkündet. Dieser revidierte den angeblichen Rückzug einen Tag später – aus Kalkül, dass ihm eine Abfindung in Millionenhöhe durch die Lappen gehen könnte? 

1,2 Jahre ist bis dato die durchschnittliche Amtszeit von Ersun Yanal im Traineramt. Auf Monate umgerechnet als genau die Zeit, die der 58-jährige Übungsleiter aktuell bei Fenerbahçe in dessen zweiter Amtsperiode ist. Ist es also Zeit zu gehen? Wahrscheinlich schon! Unabhängig von diesem zufälligen aber doch sehr passenden Beispiel läuft die Zeit für Ersun Yanal beim 19-fachen türkischen Meister ab. Die Derby-Niederlage auf eigenem Terrain gegen den Erzrivalen Galatasaray war nicht nur ein einfacher Punkteverlust, es war eine historische Pleite, die den ohnehin hinterher hinkenden Traditionsklub zu personellen Maßnahmen zwingt. Doch auch Ersun Yanal registriert dieser Tage, dass er große Teile des überfüllten "Kanarienvögel"-Kaders verloren haben könnte. Seine Ansprachen und Taktikvorgaben verpuffen nahezu. Spielerisch überzeugt der Kadıköy-Verein trotz technisch und kreativ beschlagener Spieler wie Max Kruse nur selten.

Von Ex-Klub Trabzon kassierte Yanal elf Millionen Lira 

Nach dem 1:3 gegen Galatasaray verkündeten türkische Medien, dass Ersun Yanal mit seinem Latein am Ende sei und von sich auch von seinem Amt als Chef-Trainer zurücktreten werde. Nur einen Tag danach, am Montagvormittag, revidierte der 58-Jährige seine angebliche Blitz-Entscheidung wieder und erklärte, er wolle weiter kämpfen. Wie aus dem Klubumfeld zu hören ist, sei sich Yanal durchaus bewusst, dass er nur noch wenige bis keine Lösungsansätze hat, wie er die Mannschaft weiter bringen könne. Sportlich wäre ein Rückzug demnach sinnvoll. Das Zurückrudern soll aber vielmehr mit finanziellen Absichten verbunden sein. Yanal, der stets beteuert, hart für den Klub zu arbeiten und Fenerbahçe ins Herz geschlossen zu haben, besitzt in seinem bis Sommer laufenden Vertrag eine Klausel, die ihm im Falle eines vorzeitigen Rauswurfes eine Abfindung garantiere. Bei einem Rücktritt würde diese Klausel nicht greifen. Schon bei seiner vorherigen Station Trabzon kassierte Yanal im Oktober 2017 eine Abfindung in Höhe von elf Millionen Lira (ca. 1,7 Mio. Euro).