Die gestrige 0:1-Niederlage in der Europa League gegen die Wolverhampton Wanderers ist der nächste Nackenschlag für Beşiktaş. Dem ohnehin wanckenden Trainer Abdullah Avcı gehen allmählich die Argumente aus. Einem bevorstehenden Rauswurf entgegnete der 55-Jährige aber nun mit Trotz. Ein letzter Versuch, das Ruder herumzureisen?

Mit versteinerter Miene vernahm Abdullah Avcı den Last-Minute-Treffer von Wolverhampton, der schlussendlich für die 0:1-Pleite im eigenen Stadion sorgte. Auf dem Rasen blickten sich die Spieler ratlos an – wieder nichts mit dem erhofften Befreiungsschlag. Stattdessen rutscht der 15-fache türkische Meister immer tiefer in die Krise, die bereits jetzt klubintern historisch schlecht ist. Dabei zeigte Beşiktaş in den 90 Minuten gegen die mit zahlreichen Portugiesen besetzten Engländer eine couragierte Leistung; weitaus besser als zuletzt in Trabzon. Doch auch gegen die Wolves waren die Defizite in der Offensive unübersehbar. Wurde es mal im gegnerischen Strafraum gefährlich, entsprang der Situation fast immer ein Standard. Der stets umtriebige Caner Erkin, auch am gestrigen Abend einer der Besten im Trikot der "Adler", fand bei seinen Hereingaben jedoch nur selten einen Abnehmer. Neuzugang N’Koudou blieb einmal mehr blass. Zu allem Überfluss musste Güven Yalçın früh verletzt runter.

Coaching stehe nicht zur Debatte – Finale gegen Alanya

Kurz nach der Niederlage in Trabzon meldeten bereits verschiedene türkische Medien, dass sich die Amtszeit von Abdullah Avcı vorzeitig dem Ende entgegen neige. Demnach habe man ihm ein Ultimatum für die kommenden beiden Spiele ausgesprochen. Kritiker sehen die zu defensive Ausrichtung als Hauptgrund für die Misere. Im Anschluss an die gestrige Niederlage verteidigte Avcı das Spielsystem und damit unweigerlich auch sich selbst: "Mein Coaching steht außer Frage", rechtfertigte sich der 55-Jährige. Die Krux: Bei Başakşehir funktionierte seine Idee fast ausnahmslos. Aus dem kleinen Istanbuler Klub formte Avcı in fünf Jahren einen alljährlichen Meisteraspiranten. Doch die "Schwarzen Adlern", in der jüngeren Vergangenheit unter Ex-Coach Şenol Güneş stets offensiv ausgerichtet, fremdeln mit Avcıs Spielausrichtung. Ausgerechnet gegen Tabellenführer Alanya hat Avcı nun sein persönliches Finale.