Übereinstimmenden Medienberichten zufolge seien die Beşiktaş-Verantwortlichen um Präsident Fikret Orman nach der gestrigen 1:4-Niederlage gegen Stadtrivale Kasımpaşa und einem weiteren Offenbarungseid zum Entschluss gekommen, die Reißleine zu ziehen. Demnach müsse Trainer Şenol Güneş nach dreieinhalb Jahren gehen.

Der Kredit scheint aufgebraucht: Nach erfolgreichen Jahren mit u.a. zwei Meistertiteln in den Jahren 2016 und 2017 und der erfolgreichen Champions-League-Saison im letzten Jahr, die mit dem Gruppensieg und dem Einzug ins Achtelfinale gekrönt wurde, wirkte die Mannschaft unter Şenol Güneş in dieser Saison abgenutzt. Der spielerische Glanz der vergangenen Jahre ist verloren, die Abgänge wohlverdienter und erfolgsabhängiger Spieler wie der von Anderson Talisca konnte nicht leistungsgerecht kompensiert werden.

Nach der neuerlichen 1:4-Pleite bei Kasımpaşa, der bereits neunten Saisonniederlage, beträgt der Abstand auf Spitzenreiter Başakşehir neun Punkte. Vom Meistertitel spricht bei den "Schwarzen Adlern" derzeit niemand. Weil man durch den missratenen Pokalboykott bei Fenerbahçe für diese Saison nicht am türkischen Pokal teilnehmen darf und auch in der Europa League das Weiterkommen, in einer eigentlich mehr als machbaren Gruppe, verpasst wurde, droht Beşiktaş eine weitere titellose Saison.

"So kann es nicht weitergehen!"

Klubpräsident Fikret Orman zeigte sich nach der Niederlage bei Kasımpaşa sichtlich getroffen, verweigerte zudem ein Bekenntnis zu Günes: "Wir werden jetzt entscheiden, was das Beste für die Zukunft des Clubs ist. So kann es nicht weitergehen." Dem Vernehmen nach, werde im Laufe des Tages die Beurlaubung Günes´ bekannt gemacht. Seine vierte Saison in schwarz-weiß wird zugleich seine letzte sein.

"Die gute Transferpolitik war nur im Verkauf"

"Wer Namen wie beispielsweise Cenk Tosun, Demba Ba, Marcelo, Fabri, Sosa, Talisca, Aboubakar und Gómez nicht halten kann, muss zusehen, dass die einst hohe Qualität der Mannschaft von Spiel zu Spiel schwindet. Die lange gute und hochgelobte Transferpolitik am Bosporus war nur im Verkauf, zumal die lukrativen Gelder heute überall fehlen. Selbst Gehälter werden verspätet überwiesen. Die veräußerten Spieler wurden nie leistungsgerecht ersetzt.", erklärt LIGABlatt-Chefredakteur Fatih Şenel.