Mit dem frühzeitigen CL-Aus endete die europäische Reise für die "Schwarzen Adler" mehr als tragisch. Im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf heißt es von nun an, sich vollends auf den Liga-Alltag zu fokussieren. Viel Zeit zur Aufarbeitung und Regenration bleibt indes nicht, zumal morgen mit Trabzonspor der nächste harte Brocken wartet.

Nach dem gewonnenen Double in der vergangenen Saison war die Euphorie bei den "Schwarzen Adlern" im Hinblick auf die anstehende Saison in der Königsklasse groß. Mit Dortmund, Ajax und Sporting erwischte der Double-Sieger auf dem Papier zunächst eine durchaus machbare Gruppe, zumal man von den ganz großen europäischen Schwergewichten verschont wurde. Die Aufbruchstimmung wurde dann auch noch von der für BJK-Verhältnisse erfolgreichen Sommer-Transferperiode verstärkt, in der man sich mit Stars wie Pjanić und Batshuayi für die Königsklasse verstärken konnte. Nach vier absolvierten Spieltagen in der Champions League liest sich die Bilanz für Beşiktaş nun jedoch mehr als ernüchternd: Mit vier Niederlagen und 12 (!) kassierten Toren hat man sich neben dem CL-Aus auch noch zur Schießbude der Königsklasse entwickelt, was einem Desaster gleicht. Mit einem derartigen Abschneiden hätte vor der Saison wohl kaum jemand gerechnet. Angesichts vieler Widrigkeiten, darunter allen voran die Verletztenmisere zu nennen, kamen die negativen Ergebnisse jedoch wenig überraschend. Auch wenn die Verletztenmisere einen wesentlichen Beitrag zum schlechten Abschneiden leistete, wäre es zu einfach, alles darauf zu schieben. Vielmehr muss man auch selbstkritisch eingestehen, dass es dem türkischen Meister im Vergleich mit den europäischen Spitzenteams in dieser Saison schlichtweg an Qualität fehlte. Mit lediglich zwei erzielten Toren wird auch eines klar wurde den "Schwarzen Adlern" auch die Offensiv-Flaute zum Verhängnis. Weder die hoffnungsvollen Neuzugänge Batshuayi, Teixeira, Karaman und Pjanić, noch die in der vergangenen Saison stark aufspielenden Ghezzal und Larin brachten etwas Zählbares zustande. Folglich konnte der vor allem für die CL zusammengestellte Kader zu keinem Zeitpunkt die Erwartungen erfüllen, weshalb man völlig zurecht abgeschlagen am Ende der Tabelle steht.

Tabellenführer Trabzonspor vor der Brust 

Die verkorkste CL-Saison gilt es für die Schützlinge von Sergen Yalçın nun wettzumachen. Eine gute Gelegenheit bietet in diesem Zusammenhang das morgige Topspiel gegen den Tabellenführer Trabzonspor. Vor heimischer Kulisse möchte man Angstgegner Trabzonspor endlich bezwingen. Die formstarken "Bordeaux-Blauen" blieben nämlich in den vergangenen vier Aufeinandertreffen in der Vodafone Arena ungeschlagen (ein Sieg, drei Unentschieden). Personell wird Yalçın weiterhin auf Batshuayi und Bozdoğan verzichten müssen. Im Kader werden jedoch wohl wieder Vida, Pjanić und N’Koudou stehen. Auch Rosier soll wieder im Aufgebot sein, ein Einsatz ist allerdings fraglich. Bei Trabzonspor hingegen werden der Langzeitverletzte Gervinho, Peres und Edgar Ie nicht mit von der Partie sein.

Favoritenrolle bei Trabzonspor

Angesichts der starken Form wird Trabzonspor als leichter Favorit in das Topspiel gehen. Das wird auch durch fast schon furchteinflößende Serien untermauert: Als einzige noch ungeschlagene Mannschaft in der Süper Lig blickt man auf eine Serie von saisonübergreifend 23 (!) Ligaspielen in Folge ohne Niederlage zurück. Die letzte Auswärtsniederlage musste die Avcı-Truppe vor 376 (!) Tagen beim Auswärtsspiel gegen Fenerbahçe (1:3) hinnehmen. Gerade letzteres könnte den "Schwarzen Adlern" Mut machen. Mit fünf Heimsiegen aus den vergangenen sechs Spielen muss man sich vor heimischer Kulisse keinesfalls verstecken. Ob die sowohl physisch als auch psychisch angeschlagenen Schwarz-Weißen gegen ein ausgeruhtes Trabzonspor bestehen werden, wird man sehen. Eins ist indes sicher: Um das Topspiel gegen Trabzonspor positiv zu gestalten, darf sich Beşiktaş eine weitere desolate Vorstellung in der Defensive wie gegen Sporting auf keinen Fall erlauben.