Die Verpflichtung Sergen Yalçıns und die späte Aufholjagd in der letzten Saison konnten die Probleme bei Beşiktaş für eine gewisse Zeit in den Hintergrund rücken. Nun allerdings ist der Verein wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen.

Der Coach selbst warnte nach dem erfreulichen 3:1 in Trabzon, dass dieser Sieg nicht mehr als eine Momentaufnahme sei und seine Mannschaft noch ebenso viel zu tun habe, wie die Verantwortlichen im Hintergrund. Er sollte Recht behalten. Aus der Qualifikation für die Champions League war man zu diesem Zeitpunkt schon sang- und klanglos ausgeschieden, es folgten ein Unentschieden gegen Antalyaspor, eine späte Niederlage gegen Rio Ave und das deutliche 1:4 bei Konyaspor. Die Gründe für diesen Abwärtstrend sind vielfältig. Zum einen kann man sicherlich die Corona-Erkrankung des Trainers anführen. Zwar gab es bei Yalçın glücklicherweise einen guten Verlauf, er verlor allerdings wertvolle Zeit mit seinem Team. Das weitaus größere Problem dürfte aber der bisherige Kader sein. Mit Burak Yılmaz, Gökhan Gönül und Caner Erkin hat man gleich drei Stamm- und Führungsspieler abgeben müssen, mit Elneny verließ dazu ein weiterer wichtiger und gesetzter Akteur den Verein und Víctor Ruiz hatte zu diesem Zeitpunkt bereits längst seinen unrühmlichen Abgang hinter sich. Zumindest bis jetzt konnten diese Spieler noch nicht adäquat ersetzt werden. Linksverteidiger Fabrice N’Sakala und Innenverteidiger Welinton knüpfen bisher noch nicht an ihre starken Leistungen für Alanyaspor anknüpfen. Rückkehrer Vincent Aboubakar ist erst vor wenigen Tagen zur Mannschaft gestoßen und Josef, der designierte Elneny-Nachfolger, ist zwar schon länger dabei, konnte allerdings erst jetzt für die Liga gemeldet werden.

Einen Nachfolger für Gönül sucht man hingegen bisher vergebens. Der einzige Rechtsverteidiger Douglas hat ebenso wenig eine Zukunft am Bosporus, wie Jeremain Lens, der die Aufgabe zwischenzeitlich übernahm. Aktuell versucht sich Urgestein Necip Uysal auf der Position, auf einen echten Fachmann warten die Fans aber nach wie vor ebenso sehnsüchtig, wie auf Nikola Kalinić, der eigentlich angeblich bereits seit Wochen bei den "Schwarzen Adlern" unterschreiben soll. Da nun auch noch verbliebene Stammkräfte, wie Abwehrboss Domagoj Vida schwächeln, gleicht die Mission Stabilisierung einer Operation am offenen Herzen. Statt einer ausgedehnten Vorbereitung gilt es für Sergen Yalçın, sein Team während des laufenden Spielbetriebs in die Spur zu bekommen und so das positive Gefühl der Aufbruchsstimmung zu konservieren.