Das 0:0 zuhause gegen das ungeliebte Fenerbahçe mag für einige Fans eine Enttäuschung gewesen sein. Der Blick auf das große Ganze dürfte die Anhänger allerdings endlich wieder zum Träumen einladen.

Noch hat die Saison natürlich gerade erst angefangen, die Kader werden im laufenden Betrieb optimiert und ein Einbruch ist, gerade angesichts der vielen Spiele, immer möglich. Trotzdem kann man aktuell feststellen, dass Galatasaray bereits jetzt gut in Tritt ist. Das war keineswegs so vorherzusehen. Mit Muslera fehlt der Kapitän und wichtigste Spieler langfristig. Viele Torhüter wurden gehandelt, im Endeffekt kommt Fatih Öztürk nun die Aufgabe zu, solange den Stammkeeper zu geben, bis die eigentliche Nummer 1 wieder genesen ist. Das macht er unauffällig und solide, profitiert dabei allerdings auch von seinen bärenstarken Vorderleuten. Bereits in der letzten Saison war die gelb-rote Abwehr das Nonplusultra in der Süper Lig. Aktuell scheint es, als wäre man noch eine Spur stärker geworden. Fixpunkt Marcão ist geblieben (Stand jetzt), hat nun aber mit Luyindima einen Nebenmann, der natürlich durch eine unglaubliche Physis hervorsticht, gleichzeitig allerdings auch über ein großartiges Timing verfügt. Saracchi schlug bereits in der letzten Saison ein und Elabdellaoui scheint Mariano eins zu eins ersetzen zu können. Diese Abwehrreihe ist das Beste, was die Liga zu bieten hat und verfügt insbesondere mit Donk und Linnes auch in der Breite noch über ordentliche Alternativen.

Im Mittelfeld drückt der Schuh zwar noch ein wenig, die Abgänge von Seri und Lemina bremsen den Rekordmeister allerdings noch nicht so schlimm wie befürchtet. Taylan Antalyalı macht einen guten Job als alleiniger Abräumer und mit Neuzugang Etebo steht ein Ersatzmann bereit. Galatasaray wird auf dieser Position natürlich noch die Augen offenhalten, gerade um auch auf ein System mit zwei Sechsern switchen zu können, in den ersten Spielen fiel das Mittelfeld allerdings noch nicht ab. Das gilt auch für die Offensive. Hier hat sich mit Emre Kılınç nur ein echter Neuzugang in der ersten Elf eingefunden. Die restlichen Spieler sind alte Bekannte, die allerdings positiv überraschen. Vor der Saison konnte man eigentlich an jedem einzelnen Akteur Zweifel anmelden: Falcao? Häufig verletzt und angeblich auf dem Sprung in die USA. Feghouli? Verkaufskandidat! Belhanda? Ungeliebt bei den Fans und ohne Bindung zum Verein. Arda Turan? Lange ohne Spielpraxis und über den Zenit. Ryan Babel? Wäre gerne in den Niederlanden geblieben. Diagne? Problemprofi! Bisher jedoch überzeugt jeder dieser Akteure. Alle bringen sich ein, hängen sich auf dem Platz rein oder bringen frische Impulse von der Bank. Das war in dieser Form nicht zu erwarten, gibt Fatih Terim aber unerwartete Möglichkeiten. An dieser Stelle sei nochmal angemerkt, dass erst drei Spiele absolviert sind, die Liga in diesem Jahr noch anstrengender wird und es so aussieht, als würde Galatasaray auf drei Hochzeiten tanzen dürfen. Dazu ist Marcãos Zukunft ungeklärt und ein weiterer Mittelfeldakteur wird händeringend gesucht. Was das Team bisher allerdings anbietet, sieht nach Titelanwärter aus.

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