Am Ende einer beeindruckenden Saison gab es nur den Trostpreis. Statt Meisterschaft und Champions League rutschte Trabzonspor noch auf Rang 2 und muss aufgrund einer Sperre international zusehen. Die Zeichen für einen erneuten Angriff auf die Spitze stehen aktuell nicht besonders gut, da wichtige Säulen wegbrechen. Das LIGABlatt bewertet den Kader des Schwarzmeerclubs.

System

4-2-3-1

Tor

Zwischen den Pfosten droht der Abgang eines der Garanten für die weitestgehend gute Saison. Uğurcan Çakır wird von einigen europäischen Clubs umworben und könnte sich einen Wechsel wohl grundsätzlich vorstellen. Der designierte türkische Nationaltorwart war als unumstrittener Stammspieler gesetzt. Das heißt im Umkehrschluss: wenn er geht, benötigt Trabzonspor einen starken Plan B. Der 24-Jährige würde zwar einen Millionenbetrag in die Kassen spülen, ein hochkarätiger Ersatz, der nicht auf das internationale Geschäft besteht, wird aber trotzdem nicht einfach zu finden sein. Ersatzmann Erce Kardeşler verfügt trotz seiner 26 Jahre und guter Ansätze bisher über wenig Erfahrung in der Süper Lig und ist wohl weiter als Nummer 2 eingeplant.

Abwehr

Mit Filip Novak verließ ein Stammspieler den Verein ausgerechnet zum Erzrivalen aus Kadıköy. Ersatzmann Marlon kommt von Fluminense, verbrachte die letzte Spielzeit allerdings bereits bei Boavista Porto. Seine grundsätzliche Spielweise ist grundsätzlich schon mit der seines Vorgängers zu vergleichen, wie schnell sich der Brasilianer allerdings in der Türkei zurechtfindet ist natürlich noch nicht abzusehen.

Auf den weiteren Positionen der Viererkette kann Trainer Eddie Newton dagegen auf altbewährtes setzen – im wahrsten Sinne: João Pereira hängt auch mit 36 Jahren noch eine Saison dran und wird den Vorzug vor Asan und Çörekçi erhalten. In der Innenverteidigung hofft man, dass der hochveranlagte Türkmen seine Leistungen wieder stabilisieren kann. Daneben verfügt man mit Hosseini, Campi und Quasi-Neuzugang Ié über solide bis gute Alternativen.

Mittelfeld

Auch den Kapitän musste man zu Fenerbahçe ziehen lassen und sein Abgang dürfte besonders schmerzen. Über weite Teile der Saison war José Ernesto Sosa der Dreh- und Angelpunkt im Spiel Trabzons und gehörte sicherlich zu den drei besten Spielern der Liga. Einen Spieler mit seinen Fähigkeiten sucht man nun im Kader vergeblich. Die Hoffnung wird sein, dass Parmak oder Neuzugang Anders Trondsen (kam von Rosenborg) in diese Rolle hineinwachsen können. Der ebenfalls neuverpflichtete Brasilianer Flávio ist eher ein klassischer Abräumer, der den Kreativspielern den Rücken freihält. Ein solcher wäre Guilherme. Ob man allerdings mit dem – zuletzt immer wieder als Zehner eingesetzten – Brasilianer weitermacht, ist bisher noch nicht abschließend geklärt. Seine Leihe läuft allerdings grundsätzlich noch ein Jahr.

Sturm

Bereits in der letzten Saison war Eigengewächs Abdükadir Ömür eine große Rolle zugedacht gewesen. Dann verletzte sich der 21-Jährige schwer und konnte erst im Saisonendspurt wieder eingreifen. In der kommenden Spielzeit soll er zu einem Fixpunkt des Teams werden, auch wenn es sicherlich finanzkräftige Interessenten für ihn gibt. Sein Counterpart auf links dürfte erneut Anthony Nwakaeme werden, der eine weitestgehend überzeugende Spielzeit hinter sich hat. Mit Caleb Ekuban und Bilal Başacıkoğlu gibt es zwar ordentliche Ersatzleute, ein weiterer Hochkaräter stünde Trabzon allerdings trotzdem gut zu Gesicht.

Ein solcher Hochkaräter im Zentrum ist Alexander Sørloth. Der Norweger wurde Torschützenkönig und empfahl sich damit für höhere Aufgaben. Trabzonspor könnte ihn endgültig von Crystal Palace verpflichten, müsste ihn dann allerdings vermutlich direkt mit Gewinn weiterverkaufen. Insbesondere RB Leipzig wird als potentieller Käufer immer wieder ins Gespräch gebracht. Auch der 24-Jährige würde zwar eine sehr ordentliche Ablöse einspielen, wäre aber schwer bis gar nicht zu ersetzen. Dass er seine Leihe bis 2021 allerdings erfüllt, scheint ohne internationalen Wettbewerb schwer vorstellbar. Stiven Plaza, den man als Alternative von Real Valladolid ausgeliehen hat, hat eine echte Seuchensaison hinter sich. Auch aufgrund verschiedener Verletzungen lief der Ecuadorianer kein einziges Mal in La Liga auf und schaffte es überhaupt nur einmal in den Kader. In der zweiten Mannschaft der Nordspanier brachte er es in zehn Spielen auch nur auf insgesamt zwei Torbeteiligungen. Ob er eine sofortige Verstärkung werden kann, steht daher in den Sternen.

Fazit

Trabzonspor sitzt aktuell zwischen allen Stühlen. Insbesondere für Çakır und Sørloth könnte man hohe Beträge erzielen, vor dem Saisonauftakt gegen Beşiktaş wäre es allerdings schwierig, Neuzugänge zu verpflichten und vor allem zu integrieren. Die internationale Sperre dürfte dazu gerade viele ausländische Akteure abschrecken. Stand jetzt droht Trabzon daher eine schwierige Saison. Das wurde allerdings auch bereits vor der letzten Spielzeit prognostiziert.