Ohne einen einzigen Cent auszugeben, hat Galatasaray seine Mannschaft bereits jetzt punktuell verstärkt – ablösefreien Spielern und Leihrückkehrern sei Dank. Im Mittelfeld allerdings klafft noch eine große Lücke. Das LIGABlatt gibt einen Überblick über den aktuellen Kader und die verbleibenden Baustellen.

System

4-1-4-1

Tor

Fernando Musleras schwere Verletzung war die schlimmste Nachricht der vergangenen Saison. Der 34-Jährige ist nicht nur einer der stärksten Keeper der Süper Lig, sondern als Kapitän auch der Anführer der Gelb-Roten. Ihn adäquat zu ersetzen, seinen Platz aber auch gleichzeitig für eine Rückkehr freizuhalten, ist nun die Aufgabe von Fatih Öztürk. Der Routinier kam kostenlos vom Stadtnachbarn Kasımpaşa und soll den Stammtorhüter in der Vorrunde vertreten. Okan Kocuk rutscht dadurch auf die dritte Position ab.

Abwehr

Die Besetzung der Abwehr steht und fällt mit Marcão. Bleibt der Brasilianer, ist er gesetzt und könnte weiterhin neben Ryan Donk oder dem zuvor lange verletzten Luyindama auflaufen. Wechselt der beste Verteidiger der letzten Saison, wird ein neuer Innenverteidiger mit Stammplatzpotential gesucht. Ahmet Çalık und Emin Bayram traut man diese Aufgabe (noch) nicht zu.

Auf den defensiven Außenbahnen ist dagegen alles klar. Mit Saracchi auf links und Neuzugang Elabdellaoui verfügt man über eine starke Flügelzange, die lediglich durch Sperren oder Verletzungen gesprengt werden dürfte. Dann stünden aktuell mit Linnes, Özbayraklı und eventuell Rückkehrer Taşdemir Ersatzleute ohne große Aussichten auf einen Stammplatz bereit.

Mittelfeld

So ordentlich das Angebot in der Abwehr ist, im Mittelfeld konnte der große Aderlass bisher nicht annähernd aufgefangen werden. Lemina und Seri werden zwar wohl auch in der nächsten Saison gemeinsam auf dem Feld stehen – allerdings beim Premier-League-Aufsteiger Fulham. Ersatz ist bisher nicht in Sicht und so überschlagen sich vor allem türkische Medien mit potentiellen Neuzugängen. Die Liste reicht dabei von Cheikhou Kouyaté (Crystal Palace) und Fred (Manchester United) aus England über Marco Benassi (Florenz) und Giacomo Bonaventura (ehemals Milan/vertragslos) aus Italien bis zum ehemaligen Fenerbahçe-Akteur Josef. Bisher sind all diese Spieler in der Welt der Gerüchte anzusiedeln, die Auswahl zeigt allerdings bereits, dass Galatasaray im Mittelfeld eigentlich auf allen Positionen Bedarf hat. Außer Allrounder Ömer Bayram ist im aktuellen Kader kein Spieler unumstritten. Mit dem erneut verletzten Akbaba und dem vielfach kritisierten Belhanda stehen auch für ein eventuelles 4-2-3-1 nur zwei Wackelkandidaten für die Zehner-Position bereit. Das Mittelfeld wird sich somit noch radikal ändern (müssen).

Sturm

In der Offensive hat diese Veränderung bereits stattgefunden und im Fokus stehen aktuell vor allem drei Rückkehrer. Arda Turan ist zurück und will noch einmal beweisen, dass er trotz aller Skandale das Fußballspielen nicht verlernt hat. Der 33-Jährige ist eigentlich als Linksaußen eingeplant, könnte allerdings möglicherweise auch auf der Zehn aushelfen. Der zweite Rückkehrer ist Mbaye Diagne. Auch der Senegalese hat etwas zu beweisen und scheint fest überzeugt, den schlechten Eindruck aus seiner Anfangszeit in Istanbul und seiner Leihe in Brügge widerlegen zu wollen. Fraglich ist, ob man ihm die zweite Chance einräumt. Sollte er sich allerdings hinter Platzhirsch Falcao einfinden, stünde ein potentiell schlagkräftiges Sturmduo zur Verfügung.

Auch Ryan Babel ist zurück und scheint erneut angreifen zu wollen. Der Niederländer trifft mit Sofiane Feghouli (um den es zuletzt Wechselgerüchte gab), den Neuzugängen Emre Kılınç und Oğulcan Çağlayan sowie Ersatzkapitän Arda allerdings auf große Konkurrenz. Sehr gut möglich, dass Feghouli oder Babel noch abgegeben werden. Bei den weiteren Akteuren Jimmy Durmaz und Jesse Sekidika stehen die Zeichen bereits klar auf Abschied.

Fazit

Am 12. September wird es ernst für Galatasaray. Bis zum Heimspiel gegen Gaziantep wird insbesondere im Mittelfeld noch der ein oder andere Spieler verpflichtet werden müssen. Bleibt Marcão ist man auf allen anderen Positionen ansonsten gut aufgestellt. Da für die bisherigen Zugänge und Rückkehrer kein Geld ausgegeben wurde, haben die "Löwen" trotz der angespannten finanziellen Situation möglicherweise noch etwas Spielraum. Die bisherige Zurückhaltung auf dem Transfermarkt, gerade im Vergleich zum großen Rivalen aus Kadıköy, dürfte daher nur die Ruhe vor dem Sturm sein.