Das desolate Aus in der Champions League-Qualifikation bei PAOK Saloniki war für Beşiktaş ein Offenbarungseid und die frühe Erkenntnis, dass in diesem Europapokal-Jahr ein erneutes Desaster droht. Finanziell ist der Abstieg in die Europa League bitter, sportlich bietet er aber eine Chance. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.
Innerhalb von 23 Minuten war der Champions League-Traum von Beşiktaş am Dienstag Abend in Thessaloniki zerplatzt. Zwischen der siebten und 30. Spielminute wies PAOK die "Schwarzen Adler" in die Schranken und sorgte mit drei Treffern für die frühe Entscheidung. Ein Vorsprung, der durch ein kurzes türkisches Aufbäumen ins Wanken geriet, wegen eines durchweg uninspirierten und schlechten Auftritts der Gäste aber nie wirklich in Gefahr war. Knapp zwei Wochen nach dem Start der Vorbereitung für die neue Saison zeigte sich Beşiktaş in einer unterirdischen Verfassung, die auf europäischem Königsklassen-Niveau auch schlicht nichts zu suchen. Mit Ausnahme von Torwart-Talent Ersin Destanoğlu, der mit einem gehaltenen Elfmeter und zwei Glanzparaden in der zweiten Halbzeit eine höhere Niederlage verhinderte, lieferte jeder "Adler" einen Hanebüchen-Auftritt ab – besonders Neuzugang Welinton agierte in der Innenverteidigung wie von allen guten Geistern verlassen.
Mit PAOK Saloniki hat Beşiktaş zwar den vermeintlichen stärksten Gegner der zweiten Qualifikationsrunde der Champions League zugelost bekommen, doch der Auftritt in Griechenland verdeutlichte, dass das Team nicht reif für Europas Fußball-Oberhaus ist. Der Abstieg in die Europa League, wo Beşiktaş jetzt automatisch in der dritten Qualifikationsrunde einsteigt (genau wie Liga-Konkurrent Alanya) bietet deshalb auch eine Chance: Hier warten Gegner, die für die Schwarz-Weißen ein geeigneteres Kaliber darstellen – vorausgesetzt Beşiktaş meistert die Hürden 3. Runde und Play-Offs. Die Finanzkraft der Champions League ist in der Europa League zwar nicht einmal ansatzweise gegeben. Doch wenn man ab und zu ein Erfolgserlebnis feiern könnte, wäre das ja auch was wert.