Fenerbahçes Aufholjagd auf die europäischen Plätze hat einen Dämpfer erhalten. Gegen den Tabellenzwölften Gençlerbirliği kam man trotz einer starken Schlussphase nicht über ein Unentschieden hinaus.

Während Gençlerbirliği nach zuletzt drei sieglosen Spielen den Abstand zu den Abstiegsrängen vergrößern wollte, ging es für Fenerbahçe im Duell am frühen Dienstagabend plötzlich doch nochmal um größere Ziele. Nach der überraschenden Niederlage des Erzrivalen Beşiktaş gegen Kayserispor richtete sich der Blick der Gelb-Marineblauen wieder nach oben. Platz 5 oder sogar 4 sind wieder greifbar und nach dem 2:1 Arbeitssieg gegen Göztepe sah Tahir Karapınar folglich wenig Grund zum Wechseln. Lediglich Jaílson ersetzte den gesperrten Abwehrchef Serdar Aziz in der Innenverteidigung.

Das erste kleine Highlight gab es, als nach wenigen Minuten die Rasensprenger wieder angingen, doch auch sportlich hätte Fenerbahçe fast eine kalte Dusche bekommen. Nach einer verunglückten Kopfballabwehr stand plötzlich Soner Dikmen vor Altay Bayındır und vergab völlig freistehend. Wenige Minuten später zeigte Jaílson gleich zweimal in kurzer Abfolge, warum die Abwehr nach wie vor die Archillesferse der Istanbuler ist. Zunächst säbelte er am eigenen Elfmeterpunkt über den Ball und ermöglichte Stancu so die nächste Hunderprozentige, dann verursachte er einen unnötigen Freistoß an der Strafraumkante. Zwar blieb es beim 0:0, Fenerbahçe schwamm zu diesem Zeitpunkt allerdings bedenklich und zur ersten Trinkpause nach knapp 23 Minuten lautete das Torschussverhältnis 5:0 für die Gastgeber. Nachdem Bayındır nach einer guten halben Stunde den nächsten Ball im letzten Moment von der Linie gekratzt hatte, verzeichnete der Favorit durch Ferdi Kadıoğlu auch endlich seine ersten (ungefährlichen) Torabschlüsse, doch auch diese konnten nicht davon ablenken, dass Fenerbahçe mit dem Unentschieden zur Pause sehr gut bedient war.

Fenerbahçe wacht spät auf

Zu Beginn des zweiten Durchgangs ersetzte Emre Belözoğlu den völlig indisponierten Jaílson und Allrounder Ozan Tufan wechselte in die Innenverteidigung. Die ordnende Hand des Kapitäns machte sich sofort in der Offensive bemerkbar, defensiv spielte der Club aus Kadıköy weiter mit dem Feuer und verbrannte sich nach gut einer Stunde. Nach einem Freistoß stimmte die Zuordnung mal wieder nicht und Gençlerbirliğis Toptorjäger Stancu musste nur noch freistehend einschießen (60.). Auch in der Folge entblößte das wütende Anlaufen der Gäste immer wieder eklatante Lücken in der Abwehr. Dann jedoch griff der Emre-Faktor. Arslan spielte am gegnerischen Strafraum quer, Kadıoğlu ließ durch und Belözoğlu drosch den Ball von der Kante kompromisslos ins Netz (81.). Plötzlich schien den gelb-gekleideten Spielern bewusst zu werden, welche Chance drei Punkte tatsächlich bedeuten könnten und ein erneuter Last-Minute-Sieg schien zum Greifen nahe. Muriqi ließ die Gästebank zunächst jubeln, sein Treffer wurde jedoch zurecht wegen einer Abseitsstellung aberkannt. Danach vergab der eingewechselte Rodrigues, obwohl Torhüter Özbir schon geschlagen schien. Am Ende blieb es beim 1:1 und vor allem am Dolmabahçe-Palast dürfte man mit diesem Ergebnis sehr zufrieden sein.