Wie verhält man sich als Verein in der größten Krise des Fußballs? Auf die Wucht des Corona-Virus war niemand vorbereitet. Aktuell stehen die Vereine mehr denn je im Mittelpunkt, allerdings nicht sportlich, sondern mehr personell und charakterlich. Was Solidarität und Feingefühl angeht, bekleckert sich vor allem ein Klub nicht mit Ruhm: Borussia Dortmund erhitzt mit teilweise dreisten Aussagen die Gemüter.

Eigentlich ist der BVB ein beliebter Klub in Deutschland, doch aktuell schütteln viele den Kopf über den amtierenden Vizemeister. Der Grund: Die mehr als unglückliche Wortwahl, die die Verantwortlichen in der Corona-Krise scheinbar nicht überdenken. Vor wenigen Wochen war es Hans-Joachim Watzke, der aufhorchen ließ: Wir helfen unseren Konkurrenten nicht aus der Patsche. Es gibt keine finanzielle Unterstützung, wenn andere offensichtlich nicht gut genug gewirtschaftet haben. Die Rolle rückwärts folgte in der vergangenen Woche: Zusammen mit Bayern, Leipzig und Leverkusen spendet Dortmund die Einnahmen aus den TV-Geldern. Aber: Hier soll der FC Bayern die treibende Kraft gewesen sein, den Schwarz-Gelben blieb nichts anderes übrig, als mitzuziehen.

Kein Gemeinschaftssinn

Nun legten die Dortmunder in Person von Carsten Cramer nach. Er fordert seine Fans dazu auf, die bereits gezahlten Eintrittsgelder nicht zurückzuverlangen. Der ein oder andere Euro, so Cramer, sollte schon beim BVB bleiben. Emotional gesehen werden viele Fans diesem Wunsch nachkommen, allerdings nur, weil sie sehr mit dem Verein verbunden sind und ihn daher unterstützen wollen. Was Cramer aber scheinbar nicht sieht: Borussia Dortmund ist der zweitbeste Fußballverein Deutschlands. Millionen Menschen trifft die Corona-Krise beruflich weitaus schlimmer, an jeder Ecke stehen Angestellte oder Selbstständige vor den Trümmern ihrer Existenz. Muss es da wirklich sein, als Borussia Dortmund auf die Tränendrüse zu drücken? Erst Watzke, jetzt Cramer. So gut der BVB Fußball spielt, neben dem Platz gibt er gerade eine äußerst unglückliche Figur ab!

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