Seit vielen Jahren steht Trabzonspor im Schatten der Teams aus Istanbul. Zum großen Wurf reichte es seit dem Pokalsieg 2010 nicht. In dieser Saison könnte diese Durststrecke enden.

Aktuell grüßt der Club von der Schwarzmeerküste nämlich vom Platz an der Sonne. Das alleine wäre vor dem erst 23. Spieltag zwar noch keine Sensation, das Wie lässt die Fans allerdings hoffen. Man ist nicht nur seit sechs Spielen in Folge siegreich und hat ein Nachholspiel offen, sondern konnte in dieser Zeit auch die direkten Konkurrenten Fenerbahçe und Sivasspor schlagen. Überhaupt hielt man sich bisher fast gegen alle (vermeintlichen) Spitzenteams schadlos und musste lediglich beim Hinspiel in Sivas alle Punkte lassen. Das Geheimnis Trabzons ist dabei die Zusammenstellung der Mannschaft: ein paar "alte Hasen" um Kapitän Sosa (34), Abräumer Mikel (32) und Dauerläufer Pereira (35) führen eine starke Truppe mit ordentlich Entwicklungspotential, bei der Torhüter Çakır, Innenverteidiger Türkmen und natürlich Toptorjäger Sørloth herausstechen. Zwar ist der Norweger mit 17 Toren nicht nur teamintern, sondern in der gesamten Liga das Nonplusultra, aber mit insgesamt 47 Treffern stellt der Tabellenführer grundsätzlich die beste Offensive.

Tabellenführung trotz Rückschlägen

Während vorne also die Treffer nach Lust und Laune fallen, bleibt der Laden hinten vergleichsweise dicht. 21 Gegentreffer bedeutet zusammen mit Alanyaspor Platz 2. Lediglich Galatasaray fängt sich weniger Tore. Der Höhenflug Trabzons ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, mit welchen Problemen das Team zu kämpfen hatte. Nachdem sich Eigengewächs Yusuf Yazıcı vor der Saison dem LOSC Lille angeschlossen hatte, verlor man Hoffnungsträger Abdülkadir Ömür nach nur zwei Spielen aufgrund eines Meniskusrisses für die gesamte Hinrunde. Trainer Ünal Karaman überwarf sich mit der Vereinsführung und nahm seinen Hut und man schied sang- und klanglos aus der Europa League aus. Doch während die großen Konkurrenten aus Istanbul von ihren eigenen Problemen ausgebremst wurden, ließ man sich bei Trabzonspor nicht beirren und kletterte mit Hüseyin Çimşir an die Tabellenspitze. Nun wartet am Samstag mit Beşiktaş der nächste Prüfstein. Sollte man auch diese Partie gewinnen, trägt der Favorit auf die Meisterschaft endgültig rot-blau.