Nach nur einem halben Jahr trennen sich die Wege von Abdullah Avcı und Beşiktaş wieder. Schon in der Sommer-Vorbereitung zeigte sich, dass die Zusammenarbeit schwierig werden dürfte. Letztlich war sie unmöglich, weil beide Komponenten schlicht nicht zusammenpassen. Am Ende hinterlässt die Trainer-Entlassung dennoch einen faden Beigeschmack. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb. 

Zum Rückrunden-Auftakt gegen Sivas, als Beşiktaş vor heimischer Kulisse gegen den Tabellenführer der Süper Lig mit 1:2 verlor, skandierten die Adler-Anhänger einmal lautstark "Avcı raus". Fünf Tage später hatten die Fans ihr Ziel erreicht: Am Freitagabend bestätigte die Klub-Führung um den seit November im Amt sitzenden Präsidenten Ahmet Nur Çebi, die sofortige Beurlaubung von Trainer Abdullah Avcı. Eine Trennung, die sich angedeutet hatte. Bereits die Sommer-Vorbereitung, als man in allen fünf Testspielen – teilweise gegen unterklassige Gegner – nicht bestehen konnte, ließ eine schwierige Zusammenarbeit zwischen Trainer und Mannschaft prognostizieren. Auf der einen Seite Avcı, der in knapp fünf Jahren aus dem Provinz-Klub Başakşehir einen dauerhaft ernsthaften Titelaspiranten formte, aber stets pragmatisch und ergebnisorientiert spielen ließ. Auf der anderen Seite eine Mannschaft, die in den Jahren zuvor unter Şenol Güneş für eine gewisse Unbekümmertheit und wilden Offensiv-Fußball stand.

Mannschaftskapitäne tragen zur Trainer-Entlassung bei 

Bis zuletzt war es unübersehbar, dass die Mannschaft mit dem von Avcı aufgetragenen Spielstil fremdelt. Als einzige Ausnahme kann hier die kurzzeitige Erfolgsserie von sechs gewonnenen Spielen in Folge im Herbst genannt werden. Zuletzt gewann Beşiktaş nur eines der vergangenen acht Spiele – was letztendlich dazu führte, dass Avcı den Rückhalt in der Kabine komplett verlor. Der Spielerrat um Kapitän Burak Yılmaz sowie dessen Stellvertreter Atiba Hutchinson und Gökhan Gönül sollen bei Klub-Chef Çebi die Arbeit des Trainers offiziell kritisiert haben und eine zukünftige Zusammenarbeit als unmöglich beschrieben haben. Çebi zog daraufhin die Reißleine. Avcı trägt für den sportlichen Misserfolg gewiss die Hauptverantwortung. Doch, dass die Spieler hinter vorgehaltener Hand beim Präsidenten zum Trainer-Aus beitragen ist ebenso fragwürdig wie dem Umstand, dass mit Sergen Yalçın bereits wenige Stunden nach der Entlassung Avcıs ein neuer Mann gefunden sei.

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