Sportlich bewegt sich Trabzonspor in den obersten Gefilden der türkischen Süper Lig und darf sich berechtigte Chancen auf den siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte machen. Hinter den Kulissen versinkt der Klub von der Schwarzmeerküste zum Jahresabschluss jedoch im Chaos.

Ünal Karaman ist nicht länger Trainer von Trabzon. Wie der Klub am Montag bereits mitteilte, habe Karaman seinen Rücktritt vom Trainerposten den Bossen am Sonntag mitgeteilt. Das vorzeitige Aus kommt dabei durchaus überraschend. Erst am zurückliegenden Samstag haben die Bordeaux-Blauen mit einem 6:2-Kantersieg über Kayseri eine hervorragende Hinrunde auf Platz drei abgeschlossen. Mit 35 Toren und dem Top-Torjäger Alexander Sørloth (12) stellt man zugleich den gefährlichsten Angriff der Liga. Die Trennung ist demnach nicht auf’s Sportliche zurückzuführen, sondern geht auf ein Zerwürfnis innerhalb des Klubs zurück. Präsident Ahmet Ağoağlu stand diesbezüglich am späten Montagabend Rede und Antwort.

"Der Kampf geht weiter" – Çimşir übernimmt interimsweise

"Ich bin für alles in diesem Klub verantwortlich und verstecke mich jetzt nicht. Wenn sie jemanden kritisieren wollen, dann kritisieren sie mich", erklärte Ağoağlu fast schon ein wenig melancholisch. Was wie ein Schutzschild für den mittlerweile gegangenen Karaman klingt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Dem Vernehmen nach habe sich Ağoağlu vermehrt ins tägliche sportliche Geschäft eingemischt – zu oft in letzter Zeit für Karaman, der nach dem Auswärtssieg in Konya signalisiert haben soll, dass das Maß voll sei. Bei den Fans war Karaman – vor allem wegen der sportlichen Verbesserung in den letzten eineinhalb Jahren – äußerst beliebt. Das bekommt nun auch Ağoağlu zu spüren: "Ich habe hunderte von Nachrichten erhalten, manche sind beleidigend, manche bedrohlich. Kritik ist in Ordnung und jedem seines Rechts, aber das geht zu weit", wettert der Trabzon-Chef. Wie es nun kurzfristig weitergeht, ist noch unklar. Bis auf weiteres werde Hüseyin Çimşir die Geschicke übernehmen. "Mit Sosa, Mikel oder Pereira haben wir erfahrene Spieler, die wissen mit solch einer Situation umzugehen. Ich mache mir keine Sorgen. Der Kampf geht da weiter, wo er am vergangenen Wochenende endete", so Ağaoğlu.