Die Zusammenarbeit zwischen Fenerbahçe und Nabil Dirar wurde vor Beginn der Saison auf eine harte Probe gestellt. Heute ist der Marokkaner ein wichtiger Baustein für Ersun Yanal.

Der verspätete Tiefpunkt einer völlig verkorksten Saison, die Fenerbahçe am Ende mit Müh und Not auf Platz 6 abschloß, folgte kurz vor Beginn der neuen Spielzeit. Bei beiden Spielen des Audi Cups in München pickten sich die Fans der "Kanarienvögel" zum Entsetzen der Mannschaft einzelne Spieler ihres Teams heraus und buhten sie bei jeder Ballberührung gnadenlos aus. Rückkehrer Diego Reyes, Alper Potuk und Nabil Dirar sollte so wohl unmissverständlich signalisiert werden, dass auch sie sich im Zuge des Umbruchs neue Arbeitgeber suchen sollten. Vor allem dem marokkanischen Ersatzkapitän ging der Liebesentzug der Zuschauer nach einigen Unachtsamkeiten derart an die Nieren, dass er den Ball wütend ins Aus spielte, um seine Auswechslung zu erzwingen. Das Tischtusch zwischen Fans und Spielern schien endgültig zerschnitten. Reyes wechselte in seine Heimat zu UANL Tigres, Potuk unterschrieb zwar einen neuen Vertrag, allerdings zu verminderten Bezügen und gab sich mit einem Bankplatz zufrieden. Und Dirar? Der stand plötzlich zum Saisonauftakt gegen Gaziantep in der Startelf. Nicht als Rechtsaußen, sondern als Ersatz für Linksverteidiger Hasan Ali Kaldırım, für den er gegen die Bayern ins Spiel gekommen war. Ausgang damals siehe oben.

Überraschende Leistungen

Ob Ersun Yanal wusste, dass diese Variante funktionieren würde oder ob sein Kader schlicht keine andere Option zuließ, sei dahingestellt. Aber Dirar zeigte es seinen Kritikern, hielt sich gegen den Außenseiter defensiv schadlos und traf sogar zum zwischenzeitlichen 4:0. Am nächsten Spieltag ging es mit Başakşehir gegen den ersten Gegner auf Augenhöhe und das Bild blieb ähnlich. Der Marokkaner zeigte in einer nicht immer sattelfesten Defensive eine solide Leistung und erzielte sogar per Kopf den umjubelten Siegtreffer in der 93. Minute. Ersatzkapitän Kaldırım blieb verletzt und Dirar damit gesetzt. Sieben Spieltage über die volle Spielzeit und mit insgesamt überzeugenden Auftritten. Dann verletzte sich der 33-Jährige selbst, der eigentliche Platzhalter kehrte zurück und blieb. Gegen Kasımpaşa wurde Dirar dann für Rodrigues eingewechselt und half in der Offensive den 3:2 Arbeitssieg zu erringen. Nun, gegen Malatyaspor, stand er wieder in der Startelf. Dieses Mal als Vertreter für den gesperrten Rechtsverteidiger Isla und war in einer insgesamt eher biederen Mannschaft noch einer der Lichtblicke. Ersun Yanal weiß jedenfalls was er an seinem Außenspieler hat und schätzt vor allem seine Vielseitigkeit und seinen Einsatz. Wenn Dirar auch nicht mehr gesetzt ist, so hat er sich seinen Platz im Team trotzdem zurückerkämpft. Der endgültige Schulterschluss zwischen Spieler und Verein erfolgte dann Anfang November: Dirar verlängerte seinen auslaufenden Vertrag bis 2022 und wird weiterhin für die Gelb-Blauen stürmen oder verteidigen. Je nachdem, wo er gebraucht wird.

Foto: Christof Stache/Getty Images