Es war ein sogenanntes Sechs-Punkte-Spiel, das am Freitagabend im Şükrü Saracoğlu Stadı in Istanbul stattfand. Die Türkei als Gruppenzweiter empfing einen der Verfolger aus Albanien. Als nach 90 Minuten alles nach einem enttäuschenden 0:0 aussah, schlug der Gastgeber zu und bejubelte einen späten Sieg, der für eine glänzende Ausgangslage sorgt.

Şenol Güneş setzte vor seinem Keeper Günok auf eine Viererkette bestehend aus Çelik, Ayhan, Demiral und Meraş. Im Mittelfeld vertraute er auf Tufan, Tekdemir und Belözoğlu. Vom Offensivtrio Tosun, Yılmaz und Çalhanoğlu versprach er sich Torgefahr.

Die Ausgangslage für die Türkei war klar. Zusammen mit Frankreich stand man bei 15 Punkten. Island folge mit zwölf Zählern auf Rand drei, Albanien mit neun Punkten auf Platz vier. Die Türken hatten damit die große Chance, Albanien endgültig zu distanzieren. Parallel zu dieser Partie spielten die Franzosen in Island. Die türkische Hoffnung lautete: Albanien schlagen und auf einen Sieg von Frankreich hoffen. Dann hätte man bereits sechs Zähler Vorsprung auf Platz drei und die EM-Teilnahme würde in immer greifbarere Nähe rücken!

Mit diesem Wissen im Hinterkopf gingen beide Mannschaften in die Partie. Die Türkei wollte auf keinen Fall verlieren, für Albanien wäre ein Erfolg die womöglich letzte Chance gewesen. Von Beginn an wurde eines schnell deutlich: Die gelben Karten saßen beim Unparteiischen aus Rumänien recht locker. Gleich vier Verwarnungen sprach er in den ersten zwölf Spielminuten aus. Es dauerte knapp 40 (!) Minuten, ehe so etwas wie Torgefahr zu spüren war. Albaniens Manaj kam mit dem Kopf an den Ball, doch Torhüter Günok hatte keinerlei Probleme. Im Gegenzug schoss Çalhanoğlu aufs Tor, aber sein Schuss war leichte Beute für den albanischen Schlussmann. Die einzig große Möglichkeit entstand in der fünften Minute der Nachspielzeit. Manajs Freistoß aus 25 Metern wurde von Günok zur Ecke geklärt. Nach insgesamt 49 Minuten der ersten Hälfte erlebten die Fans die allererste Ecke der Partie, die aber nichts einbrachte. Nach einer ereignislosen und wenig spannenden ersten Halbzeit ging es folgerichtig mit einem 0:0 in die Kabinen.

Später Siegtreffer

Nach dem Seitenwechsel nahm die Partie ein wenig mehr Faahrt auf. Für Kaan Ayhan kam der ehemalige Freiburger Caglar Süyüncü. Tufan hatte in der 50. Spielminute die beste Gelegenheit der Türken, doch der Ball wurde gerade noch entschärft. Der Favorit warf nun etwas mehr in die Waagschale, wohingegen Albanien mit einem Punkt scheinbar zufrieden war. Die kurze Drangphase der Türken flachte nun wieder ab. Zwar war man feldüberlegen, doch die großen Chancen konnte man sich nicht erspielen. In der 76. Spielminute hatte die Türkei dann mächtig viel Glück. Roshi brachte eine scharfe Hereingabe in die Mitte, die Manaj nur um Haaresbreite verpasste! Hätte er den Ball vernünftig getroffen, wäre das die sichere Führung der Albaner gewesen. Auch in der Schlussphase wollte kein richtiges Offensivfeuerwerk mehr aufkommen. Zumal die Albaner immer mehr Nadelstiche setzten, denn allen voran Manaj stand regelmäßig gefährlich vor dem türkischen Tor. So auch in der 87. und 88. Spielminute, als ihn die Abwehr kaum in den Griff bekommen konnte. Der junge Angreifer brachte mehr torgefährliche Szenen in die Partie, als die gesamte Offensive der Türkei. Torchancen auf Seiten der Türken? Fehlanzeige. Als schon niemand mehr an einen Treffer glaubte, fiel es doch noch, das 1:0, das wahrlich nicht in der Luft lag. In der 90. Spielminute traf Cenk Tosun und brachte Istanbul zum Beben! Ob verdient oder nicht, der goldene Treffer genügte zum Sieg. Damit steht man vor einer glänzenden Ausgangslage, denn: Frankreich gewann in Island ebenfalls mit 1:0. Damit ist genau die Situation eingetreten, die sich die Türkei erhofft hatte. Bei noch drei ausstehenden Partien hat man sechs Punkte Vorsprung auf Platz drei. Die Tür zur Europameisterschaft steht bereits weit offen!

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