Statt eines Topspiels zwischen zwei absoluten Größen des Weltfussballs erwartet die Fans heute eher ein Länderspiel nach dem Motto „Jugend forscht“. Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die sich nach einigen Rückschlägen im Umbruch befinden.

Vor dem Länderspielklassiker Deutschland gegen Argentinien heute Abend in Dortmund sind die Sorgen auf Seiten des DFB groß wie lange nicht mehr. Mittlerweile beklagt Trainer Joachim Löw mehr als ein Dutzend Verletzte, dazu werden seine (Nicht-)Nominierungen in Frage gestellt, aus München wurde er für sein Verhalten in der Torwartfrage kritisiert, die Ergebnisse seit der WM waren bestenfalls mittelmäßig und auch deshalb bleibt das Zuschauerinteresse aus. Bisher wurden für das Spiel im Signal Iduna Park erst knapp über 40.000 Tickets verkauft. Mehr als 20.000 mehr würden ins Stadion passen. So groß die Fragezeichen aber bei der Deutschen Nationalmannschaft auch sind, Gegner Argentinien steht dem in nichts nach. „Los Albiscelestes“ befinden sich ebenfalls im Umbruch. Oder auch irgendwie nicht. Starspieler und Kapitän Lionel Messi war zwar schon ein paarmal zurückgetreten, gegen den WM-Finalgegner von 2014 fehlt er allerdings aufgrund einer Sperre. Der sechsfache Weltfussballer ist allerdings nicht der einzige Star, der in Dortmund nicht auf dem Platz stehen wird. Auch Sergio Agüero, Ángel Di María, Gonzalo Higuaín, Lucas Biglia, Giovani Lo Celso und Mauro Icardi sind aus verschiedenen Gründen nicht (mehr) dabei. Nachrücken sollen junge Spieler, wie Inter Mailands Mittelstürmer Lautaro Martínez (22), Juan Foyth von Tottenham (21) oder Nicolás Domínguez (21), der in der heimischen Liga bei CA Vélez Sarsfield seine Brötchen verdient. Mit Dortmunds Leonardo Balerdi (20) und Stuttgarts Nicolás González (21) fallen auch zwei Deutschland-Legionäre in diese Kategorie.

Eine neue Achse soll etabliert werden

Und gerade diese beiden Personalien zeigen ganz gut, wie es derzeit um Argentinien bestellt ist. Statt unumstrittenen Weltstars muss und will Trainer Lionel Scaloni auf entwicklungsfähige Spieler setzen, denen man sicher das Talent nicht absprechen kann, die den Durchbruch aber (noch) nicht geschafft haben. González spielt aktuell noch in der 2. Liga, nachdem er die VfB-Fans in der letzten Saison mit einer Vielzahl verpasster Großchancen in den Wahnsinn getrieben hat. Innenverteidiger Balerdi wechselte Anfang des Jahres zwar als Versprechen für die Zukunft für über 15 Millionen Euro zum BVB, stand seitdem aber noch keine Minute für die Profimannschaft auf dem Platz. Diese Spieler sollen nun die Chance bekommen, im Schatten des neuen Stammpersonals zu wachsen. Diese Achse dürfte bis auf weiteres bestehen aus Paulo Dybala – der bisher im Nationaldress weit hinter den Erwartungen blieb – Leandro Paredes von PSG, Nicolás Tagliafico von Ajax und Nicolás Otamendi von Manchester City. Dazu dürfte der angesprochenen Lautaro Martínez seinen Platz im Sturmzentrum bis auf weiteres sicher haben. Wie gut diese Mischung harmoniert, wird sich heute Abend zeigen. Dann gibt es vielleicht auch einen ersten Fingerzeig, wessen Umbruch schon weiter vorangeschritten ist.

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