Das Sommer-Transferfenster ist passé. Hinter den türkischen Groß-Klubs liegen ereignisreiche Monate mit vielen Ab- und Zugängen. Fast immer gestalteten sich die Verhandlungen komplizierter und länger als erwartet. Doch wie im Falle Radamel Falcaos gilt fast überall das Fazit: Das Geduldsspiel hat sich ausgezahlt. Ein Kommentar von LIGABlatt-Redakteur Mario Herb.

Zwei Monate dauerte es, bis der Tiger nun endlich für die „Löwen“ jubelt. Radamel „El Tigre“ Falcao landete am vergangenen Sonntag am Istanbuler Flughafen und unterschrieb gestern am finalen Transfertag den längst vorbereiteten Vertrag bei Rekordmeister Galatasaray. Der kolumbianische Torjäger ist nicht nur das neue Aushängeschild von "Cim Bom" sondern mit jährlichen fünf Millionen Euro auch der neue Top-Verdiener der Liga. Der Wechsel des 33-jährigen Stürmers steht dabei symptomatisch für die vergangene Transferphase, in der sich die Klubs oft zu schnell bezüglich einer Personalie sicher waren, den Transfer fast selbst verbockten – Stichwort Albayraks Falcao-Foto –, schlussendlich aber Geduld bewiesen und den Deal eintüteten.

Galatasaray: Problemfall mit Transferplus abgeschoben, Kader in der Spitze und Breite verbessert

Mit Mbaye Diagne bekam Galatasaray sein größtes Problemkind beim belgischen Meister Brügge unter. Im Idealfall zeigt der Senegalese jene Lustlosigkeit auch bei den beiden Wiedersehen in der Champions-League-Gruppenphase und spült trotzdem im nächsten Sommer insgesamt 16,3 Millionen Euro in die Kassen des Rekordmeisters. Dann wäre auch das nötige Kleingeld da, um den vorerst ausgeliehenen Seri aus Fulham fest zu verpflichten. Mit Mario Lemina kam ein zusätzlicher Mittelfeld-Akteur, der Belhanda ordentlich unter Druck setzen wird. Obwohl nahezu das komplette Mittelfeld weggebrochen ist, überstand Galatasaray den Transfersommer durch kluge Investitionen ohne einen qualitativen Verlust. Dazu gehören auch Jimmy Durmaz sowie Adem Büyük, die den Kader in der Breite verstärken.

Fenerbahçe: Bei Kruse gegen Europa, bei Muriqi gegen Galatasaray durchgesetzt

Auch beim größten Rivalen Fenerbahçe spielte die Geduld eine große Rolle. Bei Max Kruse setzte sich der 19-fache türkische Meister gegen namhafte Konkurrenz aus ganz Europa durch und landete einen nicht für möglich gehaltenen Transfer-Coup. Auch den Zweikampf um Vedat Muriqi mit Galatasaray entschied Fenerbahçe nach wochenlangem Hin-und-Her für sich. Bei Luiz Gustavo verbesserten die Klub-Verantwortlichen einmal das zunächst ausgeschlagene Angebot von Olympique Marseille, blieben dann aber konsequent – wohl wissend, dass OM auf Einnahmen angewiesen ist. Die letztendliche Summe von sechs Millionen Euro entspricht weit mehr den Vorstellungen der Türken als denen der Franzosen. Dem in der Vergangenheit oft kritisierten Sportdirektor Damien Comolli gilt es hierbei ein Kompliment auszusprechen!

Beşiktaş: Variabler Diaby ist die Alternative für Burak

Und auch Beşiktaş – wo finanziell der Schuh am ärgsten drückt – hat sinnvolle Transfers getätigt. Der am gestrigen Deadline Day ausgeliehene Abdoulay Diaby aus Lissabon lässt sich sowohl im Sturmzentrum als auch auf den Außen aufstellen und ist die lange gesuchte Alternative für Burak Yılmaz. Mitte August beschwichtigte Trainer Abdullah Avcı noch mit dem Kader zufrieden zu sein und erst im Winter nach etwaigen Verstärkungen zu suchen. Die vermeintliche Zurückhaltung entpuppte sich als Nebelkerze und cleverer Schachzug. Vor allem auf der englischen Insel fielen die Preise mit der Zeit und Beşiktaş schnappte sich den bei Tottenham aussortierten N’Koudou. Die Geduld hat sich ausgezahlt.