Heute geht es nicht mehr ausschließlich um die Frage, wer rechtmäßiger Meister von 2011 ist. Die Sache hat eine komplexe sport- und strafrechtliche Seite. Laut TFF ist Fenerbahçe anerkannter Meister, wohingegen Trabzonspor bis heute vergeblich um den Titel kämpft. Der 3. Juli 2011 ist und bleibt ein sehr verzwicktes und streitbehaftetes Thema. Das LIGABlatt wirft einen Blick auf den Stand der Dinge.

Für Fenerbahçe ist die Sache vom 3. Juli 2011 glasklar. Die terroristische Gülen-Bewegung (FETÖ), deren Mitglieder sich nach dem Putschversuch vom 15. Juli 2016 vermehrt in Deutschland aufhalten, hat mit Fake-Ermittlungen versucht, den Klub systematisch zu unterwandern und wollte den damaligen Klubchef Aziz Yıldırım "erledigen". Heute wissen wir, dass die türkische Gerichtsbarkeit die Angelegenheit – äquivalent zu Fenerbahçes Sicht – den Fall von 2011 als Komplott betrachtet. Es fehlt nur noch die Entscheidung des obersten Strafgerichts. Der Kassationshof hat den Freispruch von Aziz Yıldırım wohlgemerkt immer noch nicht bestätigt.

Trabzonspor pocht immer noch auf den Titel

Trabzonspor dagegen möchte den Titel heute noch zugesprochen bekommen. Für die Schwarzmeer-Kicker ist die Argumentation von Fenerbahçe provokant. Warum aber? Schließlich bestätigen die Gerichte, dass ein Komplott vorliegt. Die Antwort: Trabzonspor betrachtet im Fall von 2011 "nur" die sportrechtliche Seite. Quasi nach dem Prinzip – "Ja, die Gülenisten haben den blutigen Umsturz versucht und haben im Manipulationsskandal ihre Finger im Spiel. Das streitet niemand ab. Doch die UEFA und der CAS haben rein sportlich betrachtet Fenerbahçe für schuldig befunden."

Mehrmals scheiterte Trabzonspor dagegen in der Schweiz mit sämtlichen Klagen und Berufungen. Mit dem Titel wurde es bisher nichts. Es sieht danach aus, dass der Fall von 2011 noch bis 2111 diskutiert wird. Da es keine zwei Meister geben kann, wäre es damals vielleicht am einfachsten gewesen, den Titel von 2011 auszusetzen. Die Annullierung der Saison hätte heute die "Erzfeinde" eventuell längst besänftigt.

Auf der einen Seite ist also schon der Versuch der Manipulation strafbar und auf der anderen Seite war damals die Beweisführung der Polizei und Staatsanwaltschaft rechtlich nicht sauber. Der TFF, die UEFA, der CAS und die Gerichte haben aber auch alles andere als funktioniert. Der Fall von 2011 wurde bis heute nicht ad acta gelegt.