Nach der historisch schwachen zurückliegenden Saison hat sich Fenerbahçe in dieser Spielzeit stabilisiert und gilt bei türkischen Experten als größter Favorit auf die Meisterschaft. Die Sommer-Transfers um Max Kruse und Vedat Muriqi schlugen ein. Dennoch agierte das Team von Trainer Ersun Yanal oft nicht abgezockt genug.

Transfers

Mit Max Kruse war den "Kanarienvögeln" ein echter Coup gelungen. Auch wenn der deutsche Offensivspieler nur selten trifft und wegen einer Leistenverletzung zwischenzeitlich lange ausfiel, bereichert er das Spiel Fenerbahçes enorm. Muriqi hat sämtliche Vorschusslorbeeren ebenfalls erfüllt und bereits zehn Saisontore erzielt. Die Rückkehr von Emre lässt sich nicht nur werblich sondern auch sportlich als erfolgreich bewerten. Garry Rodrigues zählt zur A-Elf, konnte aber noch nicht an seine Form aus Galatasaray-Zeiten anknüpfen. Umso erfreulicher ist dafür die Entwicklung von Deniz Türüç in den vergangenen Wochen. (Note 1)

Trainerarbeit

Nach fast exakt einem Jahr im Amt hat es Ersun Yanal geschafft, aus einem zerrütteten Haufen eine gut funktionierende Mannschaft zu formen. Der 58-Jährige versteht es gut, den Mammut-Kader trotz fehlender Europapokal-Partien zu moderieren. Spieler wie Serdar Aziz oder Ozan Tufan, die bereits als gescheitert galten, brachte Yanal zurück zu alter Stärke. (Note 2)

Klub-Führung

Nach einem Horror-Jahr erlebt die Klub-Führung um Präsident Ali Koç erstmals ein relativ entspanntes Halbjahr. Der oft kritisierte Sportdirektor Damien Comolli hat nach den diesjährigen Sommertransfers wieder Rückendeckung bekommen. Einzig die Ligaspiele mit den fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen sorgten für Stress. Gegen das 1:3 gegen Alanya legte man gar Einspruch ein – jedoch ohne Erfolg. (Note 3)

Sportliches Abschneiden (national)

Der 19-fache türkische Meister überzeugte oft, bot seinen Fans teilweise echte Spektakel. Dennoch fehlte der Yanal-Elf in den entscheidenden Spielen gegen direkte Konkurrenten oft der Killerinstinkt. Deshalb – und wegen der Auswärtsschwäche – steht man „nur“ auf dem vierten Platz. (Note 3)

Sportliches Abschneiden (international)

Nach dem sechsten Platz in der Vorsaison sind die "Kanarienvögel" in dieser Saison international nicht vertreten. (Keine Benotung)

Fans

Weil sich die Mannschaft bis auf wenige Aussetzer stabil präsentierte, war die Stimmung in Kadıköy durchweg positiv. Der Derbysieg im Ülker Stadyumu gegen Beşiktaş pushte Fans und Spieler. Fast alle erwarten aber von Muriqi und Co. den Meistertitel. Bei ausbleibenden Ergebnissen droht die Stimmung schnell zu kippen. (Note 2)

Rückrunden-Prognose

Schafft es Fenerbahçe in der Fremde ähnlich aufzutreten wie auf dem eigenen Rasen und kann Sportdirektor Damien Comolli die Schwachstelle in der Abwehr mit einem Star-Verteidiger im Winter stopfen, ist die erste Meisterschaft seit 2015 möglich.