Theoretisch wäre die heutige Pokal-Partie gegen den Zweitligisten İstanbulspor eine Möglichkeit, Bankdrückern Spielzeit zu gewähren. Ersun Yanal wird sich aber ganz genau überlegen, ob er diesen Weg wählt.

Das 2:2 vom Samstag steckt den „Kanarienvögeln“ noch in den Knochen. Nicht nur, dass man sich gegen Göztepe mehr erhofft hatte, sondern vor allem auch das Wie – inklusive spielentscheidender Fehlentscheidung des Schiedsrichters – spukt den Spielern aus Kadıköy sicher noch im Hinterkopf herum. Jetzt heißt es trotzdem Fokus auf den Pokal und da steht Ersun Yanal vor einer Grundsatzfrage: vertraut er so weit es geht seinen niedergeschlagenen Stammspielern oder lässt er die zweite Garde ran, besänftigt diese somit und stößt vielleicht auf Spieler, die sich für höhere Aufgaben empfehlen? In der letzten Runde hatte Yanal diese Frage ganz klar beantwortet. Nur drei Spieler aus der Startelf gegen den Drittligisten Tarsus İdman Yurdu könnte man dem Stammpersonal zurechnen: Altay Bayındır, Mauricio Isla und Tolga Ciğerci durften auch im Pokal ran, das restliche Personal ist in dieser Saison klar der zweiten Reihe zuzuordnen. Rein ergebnistechnisch ging diese Taktik auf, wurde Tarsus doch mit 3:1 besiegt. Allerdings bot man dabei rein spielerisch bestenfalls Magerkost an und kein Spieler konnte sich nachhaltig für die Liga empfehlen.

Schwieriger Balanceakt für Yanal

Nun ist der heutige Gegner İstanbulspor schon alleine aufgrund seiner Ligazugehörigkeit etwas stärker einzuschätzen, allerdings läuft es auch für den kleinen Stadtrivalen nicht unbedingt rosig. Drei Siege, sechs Unentschieden und vier Niederlagen bedeuten Platz 12. Trotzdem dürften die Spieler darauf brennen, dem großen Nachbarn ein Bein zu stellen und gerade die Fener-Leihgabe Allahyar Sayyadmanesh wird darauf hoffen, sich bei Ersun Yanal ins Gedächtnis zu rufen. Fenerbahçes Trainer wiederum wird abwägen müssen, welche Spieler er ins Rennen schickt. Einige seiner Stammspieler wirken derzeit müde und könnten sicher eine Pause gebrauchen. Gleichzeitig kommen wichtige Spieler wie Kruse, Muriqi oder auch Isla von Verletzungen oder Sperren zurück. Ob hier Regeneration oder Spielpraxis zielführender ist, wird Yanal genau überlegen müssen. Gerade in vorderster Front fehlt ihm allerdings mit Mevlüt Erdinç der Ersatzmann, der Kruse und Muriqi entlasten sollte. Dazu könnten Dirar und Gustavo erneut auflaufen und dann aufgrund ihrer Sperren gegen Gençlerbirliği aussetzen, während aus der zweiten Reihe wohl vor allem Çiftpınar, Arslan, Kadıoğlu und Zajc auf eine Bewährungschance hoffen. Neuzugang Deniz Türüç rückte bereits kurzfristig gegen Göztepe ins Team, konnte allerdings nicht nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Ersun Yanal muss nun als die richtige Balance finden, um dafür zu sorgen, dass die Mannschaft mit einem Erfolgserlebnis die Enttäuschung der letzten Wochen wett machen kann.