Nach einer katastrophalen Saison gab es bei Fenerbahçe vor dieser Spielzeit das große "Ausmisten". Je nach Zählweise wurden über ein Dutzend Spieler geholt, aber auch ebenso viele abgegeben. Teilweise mit überraschendem Ergebnis.

Zunächst sollte man festhalten, dass der Umbruch des Kaders absolut folgerichtig war. In der letzten Saison lief extrem wenig zusammen, es gab eigentlich keine fest Stammelf und die meisten Spieler blieben meilenweit hinter den Erwartungen zurück. Ob es für die "Kanarienvögel" am Ende in dieser Spielzeit klappt mit dem großen Traum von der Meisterschaft, steht natürlich noch in den Sternen; besser als im letzten Jahr ist man jetzt allerdings bereits. Aber auch für die verschmähten Ex-Spieler läuft es größtenteils richtig gut. Ein Gesicht der letztjährigen Krise war sicherlich Islam Slimani. Der algerische Nationalspieler (67 Einsätze, 30 Tore) wurde mit großen Vorschusslorbeeren von Leicester City ausgeliehen und sollte die Fans der Gelb-Blauen mit seinen Treffern verzücken. Es kam anders. Wettbewerbsübergreifend traf Slimani in 25 Spielen fünf mal und stand ab dem 23. Spieltag überhaupt nicht mehr im Kader. Die Leihe wurde folglich nicht verlängert. Da allerdings auch sein Stammverein keine Verwendung mehr für ihn hatte, zog es den 31-Jährigen nach Frankreich. Beim AS Monaco erwartete ihn ein Déjà-vu: ein Traditionsverein mit hohen Zielen, der stattdessen gegen den Abstieg kämpft? Klingt fast nach seiner Zeit in Kadıköy, allerdings mit einem ganz entscheidenden Unterschied: für Slimani selbst läuft es dieses Mal großartig. In neun Spielen erzielte er bereits fünf Treffer und gab acht Vorlagen und ist zusammen mit Wissam Ben Yedder Teil des gefährlichsten Sturmduos der Ligue 1.

Erfolgreiche Luftveränderung

Quasi andersherum verhält sich die aktuelle Situation von Roberto Soldado. Der Spanier war zwar vereinsinterner Toptorjäger in der letzten Saison, aber auch sieben Tore in insgesamt 25 Einsätzen sind kein überzeugender Wert für einen Mittelstürmer und so ließ Fenerbahçe den 34-Jährigen zum FC Granada ziehen. Auch in Andalusien fällt Soldado nicht unbedingt als Torjäger auf (ein Treffer bisher), allerdings ist es auch seiner unermüdlichen Arbeit zu verdanken, dass der krasse Außenseiter zeitweise vor Real, Barça und Atlético von der Tabellenspitze grüßte. Zwar ist man mittlerweile auf Platz 8 abgerutscht, steht den internationalen Plätzen aber trotzdem deutlich näher, als den Abstiegsrängen. Das freut neben Soldado übrigens auch İsmail Köybaşı, der ebenfalls den Weg von Istanbul nach Granada gegangen ist. Seine persönliche Bilanz ist mit bisher 45 Minuten Spielzeit allerdings ausbaufähig. André Ayew und Mathieu Valbuena haben bereits jetzt für Swansea bzw. Piräus ebensoviele Treffer, wie in der gesamten letzten Saison und tragen maßgeblich zum guten Abschneiden ihrer Teams bei. Für Nürnberg läuft es zwar nicht gut, Michael Frey ist aber mit drei Toren und drei Vorlagen bisher einer der wenigen Lichtblicke. Ausgerechnet für den lukrativsten Verkauf läuft es dagegen bisher noch holprig: Eljif Elmas war für 16 Millionen Euro zum SSC Neapel gezogen. Hier kommt der Nordmazedonier bisher erst auf zehn (Kurz-)Einsätze und ist hinter Allan, Fabián und Piotr Zieliński Bewerber Nummer 4 für einen der zwei Plätze im zentralen Mittelfeld. Dazu sind die Neapolitaner auf den siebten Rang abgerutscht und die Mannschaft liefert sich aktuell eine Schlammschlacht mit Präsident Aurelio De Laurentiis.

Der Umbruch war trotzdem richtig

Es war richtig von Fenerbahçe den Umbruch zu vollziehen und sich von den Spielern zu trennen. Die aktuelle Saison und die Performance des neuen Personals bestätigen das. Andersherum zeigen viele ehemalige Spieler nun, dass sie deutlich mehr können, als sie in der letzten Saison geliefert haben. Manchmal passen Club und Spieler eben einfach nicht zusammen und wenn dann plötzlich alles schief zu laufen scheint, gerät man in eine Abwärtsspirale. Es ist allen Beteiligten nun zu wünschen, dass sie weiter unabhängig voneinander Erfolge feiern.

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