Nach der schleppend vollzogenen Trennung vom jahrelangen Stammkeeper und Kapitän Volkan Demirel und einer wenig erfolgreichen Übergangssaison mit Harun Tekin hat Fenerbahçe in dieser Spielzeit wieder eine unumstrittene Nummer 1. Altay Bayındır soll die Zukunft gehören, in der Gegenwart gibt es aber noch viel Licht und Schatten.

Der 21-jährige Bayındır dürfte neben Trabzons zwei Jahre älterem Uğurcan Çakır das aktuell größte türkische Torwarttalent sein. Mittlerweile ist der in Bursa geborene Torhüter nicht nur Stammkraft bei Fenerbahçe, sondern auch in der U21-Nationalmannschaft. Seinen Status hat er sich zweifelsohne zurecht erarbeitet. Bisher stand er in allen zehn Pflichtspielen zwischen den Pfosten und musste trotz neuer Viererkette auch erst zehnmal hinter sich greifen. Wie einige dieser Tore zustande kamen, ist dann allerdings weniger erfreulich. Wie zuletzt im Pokalspiel gegen den Drittligisten Tarsus İdman Yurdu verschuldet der junge Keeper zu häufig die Gegentreffer selbst. In diesem Spiel war es ein überhasteter Abspielfehler, der den Gegner in Ballbesitz brachte und das Tor entblößte. In anderen Fällen verschätzte sich der Torwart beim herauslaufen bzw. abspringen. So bringt er Trainer, Teamkollegen und nicht zuletzt die Fans manchmal an den Rand des Wahnsinns.

Hoffnung auf eine neue Ära

Nun muss man an dieser Stelle erneut betonen, dass Bayındır erst 21 Jahre ist. In diesem Alter zwischen den Pfosten eines der größten Vereine der Türkei zu stehen ist keinesfalls selbstverständlich und kann nur mit der richtigen Mischung aus Können und Beharrlichkeit erreicht werden. Bei Fenerbahçe ist die Sehnsucht groß nach einem jungen Keeper, der sich einen ähnlichen Status erarbeitet, wie der "ewige" Volkan Demirel: in jungen Jahren nach Kadıköy kommen und dann eine Ära prägen. Zunächst war für diese Rolle eigentlich Berke Özer vorgesehen. Das sogar noch jüngere Talent konnte die Verantwortlichen bisher allerdings noch nicht vollends überzeugen und wurde zum KVC Westerlo verliehen. In der zweiten belgischen Liga macht er derzeit auch mit nur neun Gegentoren in zwölf Spielen Werbung für sich. Bayındırs Vorgänger und jetziger Vertreter Harun Tekin ist zum einen schon 30 und konnte zweitens in der Vorsaison nicht überzeugen sondern fiel teils mit Slapstick-Gegentoren in Ungnade. Auch daher gibt man Bayındır jetzt die Chance im Rampenlicht zu reifen. Besteht das Talent diese Probe, steht einer großen Karriere nichts im Wege. Die Anlagen dafür hat er in jedem Fall. Jetzt muss nur noch die Ruhe dazukommen.

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